zum Hauptinhalt
China Erdbeben

© dpa

Naturkatastrophe: Zahl der Erdbebentoten steigt auf über 32.000

Weitere starke Beben und Regenfälle haben das Schicksal der Überlebenden im Erdbebengebiet der südwestchinesischen Provinz Sichuan zusätzlich erschwert. Die US-Armee schickt zwei Hilfsflugzeuge in die Erdbebenregien. Es ist das erste Mal, dass Peking Hilfe von ausländischen Truppen annimmt.

Sechs Tage nach dem verheerenden Erdbeben in der südwestchinesischen Provinz Sichuan ist die Zahl der bestätigten Todesopfer auf 32.477 gestiegen. Die Zahl der Verletzten gab die Regierung am Sonntag in Peking mit 220.000 an. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums müssen 122.000 Menschen in Krankenhäusern und Feldlazaretten ärztlich behandelt werden. Um sich ein Bild von der Lage zu machen, setzte Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao am Sonntag seinen Besuch im Katastrophengebiet fort.

Nach einer Untersuchung beschrieben Regierungsquellen die Atomeinrichtungen im Erdbebengebiet als "sicher und kontrollierbar", wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua schrieb. In dem schwer betroffenen Gebiet von Mianyang und Guangyuan unweit des Epizentrums liegt das wichtigste chinesische Entwicklungszentrum für Atomwaffen. Dazu gehören ein Forschungsreaktor, die größte chinesische Plutoniumproduktion und andere Labors.

Zwei US-Militärflugzeuge flogen unterdessen Hilfsgüter in die betroffenen Gebiete. Es sei das erste Mal seit der Katastrophe vom vergangenen Montag, dass Peking Hilfe von ausländischen Truppen annehme, berichtete Xinhua. Das erste Flugzeug mit Lebensmitteln, Generatoren und Decken an Bord sei am Morgen bereits in Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan, gelandet, sagte eine Vertreterin der US-Botschaft in Peking. Eine zweite Maschine sollte am Nachmittag in der Region eintreffen.

Nachbeben erschüttert China erneut

Ein Nachbeben der Stärke 6 hatte die Menschen in der Nacht zum Sonntag erneut in Panik versetzt. In der Provinzhauptstadt Chengdu flüchteten viele Menschen auf die Straßen. Die Regenfälle lösten Erdrutsche aus. Viele notdürftig mit Planen errichtete Unterkünfte konnten dem Regen nicht trotzen. Rund fünf Millionen Menschen sind obdachlos.

Parteichef Hu Jintao bedankte sich beim Ausland für die Unterstützung. Mehr als 200 Katastrophenhelfer aus Japan, Russland, Taiwan, Südkorea und Singapur sind im Einsatz, berichtet Xinhua. Am Samstagabend hätten russische Helfer eine 61 Jahre alte Frau noch rund 127 Stunden nach dem Beben lebend aus den Trümmern geborgen. Zahlreiche Staaten haben Hilfslieferungen und Rettungsteams angeboten. Mehr als 100.000 chinesische Soldaten sind im Erdbebengebiet im Einsatz und organisieren die Hilfe. Die Bergungsmannschaften retteten am Samstag, fünf Tage nach dem Erdbeben, noch mindestens 63 Menschen lebend aus den Trümmern.

Nach dem Erdbeben drohen Dammbrüche. Am Oberlauf des Jian-Flusses bei Pengzhou brach ein natürlicher Damm, der sich durch einen Erdrutsch gebildet hatte. Bei der folgenden Flutwelle habe es wegen vorheriger Evakuierungen allerdings keine Opfer gegeben. Mehrere Flüsse im Erdbebengebiet sind durch Erdrutsche gestaut. Auch sind viele Staudämme von Wasserkraftwerken beschädigt. Die Stadt Beichuan musste am Samstag eiligst evakuiert werden, weil ein natürlicher Damm zu brechen drohte. Alle Rettungsmannschaften und tausende Menschen mussten die schwer zerstörte Stadt verlassen und sich in höher gelegenen Gebieten in Sicherheit bringen. Bislang ist der Damm oberhalb der Stadt aber nicht gebrochen, berichteten die Behörden.

Zehn Millionen Euro durch Benefizkonzert

Bei einem deutsch-chinesischen Benefizkonzert in der südwestchinesischen Metropole Chongqing sind am Samstagabend mindestens 110 Millionen Yuan, umgerechnet zehn Millionen Euro, an Spenden für die Erdbebenopfer zusammengekommen. Nach der Katastrophe war das Konzert kurzfristig mit der Stadt und dem örtlichen Fernsehen im Rahmen der seit einer Woche in Chongqing laufenden Veranstaltung "Deutschland und China - Gemeinsam in Bewegung" organisiert worden. Das Konzert wurde live übertragen und die Zuschauer konnten spenden.

Unter dem Motto "Wir sind eine Familie" standen Musiker aus China und Deutschland auf der Bühne, darunter das Hohner-Akkordeon Ensemble, die Popgruppe Fools Garden, der Komponist Robert Zollitsch und die Sängerin Gong Lina. Auch die Partnerstadt Düsseldorf und die deutsche Wirtschaft übergaben Spenden. Symbolisch überreichte der deutsche Botschafter Michael Schaefer auf dem Konzert auch die von der Bundesregierung zusätzlich zugesagten eine Million Euro Hilfe. Vorher waren bereits 500.000 Euro Soforthilfe bereitgestellt worden. Nach einem Treffen mit Rettungsmannschaften in Sichuan rief Chinas Präsident dazu auf, die hygienischen Bedingungen zu verbessern, um den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern. Mehr ärztliches Personal müsse ins Katastrophengebiet entsandt werden.

Sechs Tage nach dem Erdbeben wächst bei feuchtwarmem Wetter die Seuchengefahr. Viele Leichen können nicht schnell genug beerdigt oder eingeäschert werden. Bei einem Treffen des Krisenstabes unter Leitung von Regierungschef Wen Jiabao in Peking wurde die Lieferung von weiteren Nahrungsmittelhilfen, darunter Mehl, Speiseöl und Trinkwasser sowie Finanzhilfe für die Opfer beschlossen. Für die Waisenkinder, Alten oder Behinderten im Erdbebengebiet müssten angemessene Vorkehrungen getroffen werden, hieß es auf dem Treffen. (kj/imo/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false