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Müll Neapel

© dpa

Neapel versinkt im Unrat: Mit der Armee gegen die Müllberge

Das Entsorgungsproblem in Italien nimmt immer katastrophalere Ausmaße an: Weil jetzt auch Schulen von der Schließung bedroht sind, kämpfen nun Soldaten gegen den Müll.

Auf Anordnung von Ministerpräsident Romano Prodi haben heute Soldaten der italienischen Armee damit begonnen, den stinkenden Müll vor Schulen in der Region Kampanien abzutransportieren. Mit dieser Maßnahme soll die drohende Schließung zahlreicher Schulen verhindert werden. Die Direktoren hatten zuvor angekündigt, die Weihnachtsferien für die Schüler aus hygienischen Gründen verlängern zu wollen. Prodi begründete den Armee-Einsatz damit, dass die Erziehung der Kinder nicht unter dem Müllproblem leiden dürfe.

Noch am Vormittag wollte er sich mit mehreren Ministern treffen, um die weitere Strategie auszuarbeiten. In Kampanien, einer der schönsten Mittelmeerregionen, stapeln sich mittlerweile rund 100.000 Tonnen Abfall. Im neapolitanischen Stadtteil Pianura kam es indes erneut zu Zusammenstößen der Bürger mit der Polizei. Die Anwohner wollen um jeden Preis die Wiedereröffnung einer 1996 stillgelegten Deponie verhindern, weil sie gesundheitliche Schäden fürchten.

Neapel und die gesamte Region leiden seit Jahren unter einem Entsorgungsproblem. Deponien und Wiederaufbereitungsanlagen sind chronisch überlastet, außerdem wurden von der örtlichen Mafia betriebene Müllhalden geschlossen. Das Geschäft mit der Müllentsorgung ist nach Ansicht von Experten nach dem Drogenschmuggel die wichtigste Einnahmequelle der Camorra. Seit 1994 gab der Staat mehr als eine Milliarde Euro aus und ernannte acht Kommissare in Folge, um die Krise zu beizulegen - bislang jedoch ohne Erfolg. (jam/dpa/afp)

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