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Thomas Gottschalk startete seine Karriere beim Radio. Nun kehrt er mit einer monatlichen Sendung zu seinen Ursprüngen zurück.

© dpa/Matthias Balk

Update

Neue Radioshow im BR: "Back Home": Thomas Gottschalk kehrt zu seinen Wurzeln zurück

„Arbeit ist das keine“: Thomas Gottschalk moderiert wieder eine Musiksendung im Bayerischen Rundfunk – wie vor 40 Jahren.

Ob dem Mann bewusst ist, was er angerichtet hat? An Selbstbewusstsein hat es Thomas Gottschalk noch nie gemangelt, und so sieht er es vermutlich als mediale Großtat an, dass er im deutschen Radio einen neuen Stil etabliert hat. Damals, vor mehr als 40 Jahren. Es war Anfang der 1970er-Jahre, die „Ansager“ im Bayerischen Rundfunk sprachen ihre Hörer stets etwas näselnd und distanziert als „sehr geehrte Hörerinnen und Hörer“ an und lasen ihre Texte vom Blatt ab.

Nicht, dass man diesen Zeiten nachtrauern würde. Es war tatsächlich eine Befreiung, als plötzlich dieser blonde Lehramtsstudent aus dem fränkischen Kulmbach am Mikrofon saß, Rockmusik auflegte und dazu witzige Sprüche heraushaute, ohne Manuskript, ohne Konzept, aber gesegnet mit unglaublichem Charme und einem riesigen Talent zur Improvisation.

Aber wozu hat es geführt! Gottschalk wirkte stilbildend, nicht nur in Bayern, und so dauerte es nicht lange, bis landauf landab superwitzige Typen in den Studios superwitzige Sendungen moderierten, ohne Manuskript und Konzept, und die meisten leider auch ohne Charme und Talent. Spätestens mit der Etablierung des privaten Rundfunks Mitte der 80er-Jahre wurde der gesamte deutsche Hörfunk gottschalkisiert, was meistens bedeutete: Ein Mann oder eine Frau im Studio, ein Stapel Platten oder CDs und Geschwätz ohne Sinn und Verstand.

Das war die Zeit, als sich Thomas Gottschalk längst vom Radio verabschiedet hatte und im Fernsehen die Nation beglückte. Zurück blieb die Erinnerung an Sendungen wie „Pop nach acht“ auf Bayern 3. Für treue Hörer dieser Jahre blieb Gottschalk eigentlich immer der „Pop nach acht“-Gottschalk, vielleicht noch der Gottschalk der nachmittäglichen „Radio-Show“, die er gemeinsam mit Günther Jauch bestritt.

Erstaunlich, dass man sich eigentlich an kein einziges Detail aus diesen Sendungen erinnert, an kein besonders freches Interview, keinen tollen Interviewgast, keinen Radioskandal. Das Besondere war einfach nur die Art, wie Gottschalk spricht, die unverwechselbare Stimme, die Schnoddrigkeit, die Grundhaltung: Alles nicht so ernst, alles nicht so schlimm, die Welt erträgt sich leichter, wenn man respektlos und dabei gut gelaunt ist. Seine Sendungen waren der Soundtrack zum Erwachsenwerden in den Achtzigerjahren.

Seine Sendung läuft zwischen 19 und 22 Uhr

Am Sonntagabend nun präsentierte er im Bayerischen Rundfunk zum ersten Mal seine neue Sendung „Gottschalk - Die Bayern 1 Radioshow“. Er begann die Show - wie angekündigt - mit dem Lied „Back Home“ von Golden Earring. Und wer damit noch nicht verstanden hatte, dass er wieder zurück zu seinen Wurzeln, zurück nach Hause gekommen ist, für den gab es direkt im Anschluss noch von Ozzy Osbourne „Mama, I'm Coming Home“. „Vorsicht, bei Bayern 1 steht ein Reifer am Mikrofon“, sagte Gottschalk, nachdem er kurz zuvor vor einem Reifen auf der Autobahn gewarnt hatte.

Ansonsten spielte er Songs von Johnny Cash, Fleetwood Mac und „Hallelujah“ von dem 2016 gestorbenen Leonard Cohen. „In meiner Programmzusammenstellung gibt es so viele Tote, dass selbst der „Tatort“ nicht mithalten kann“, sagte Gottschalk mit Bezug auf das Konkurrenzprogramm im ARD-Fernsehen - und: „Ich bin einer der wenigen Prominenten, die 2016 überlebt haben. Aber für 2017 seh' ich schwarz.“ Seine erste Sendung schien im Spaß zu machen. „Arbeit ist das keine.“

Dass er mit seiner Musik-Auswahl und seinem immer gleichen Habitus so langsam selbst als alterndes Showtier wahrgenommen wird, scheint ihn nicht zu stören. Im Gegenteil, er kokettiert mit diesem Image. Schließlich sei er „selbst schon ein Klassiker“, sagt er mit Verweis auf seine Lieblingsmusik. In Bayern ist er neuerdings im Radio mit Werbesprüchen für ein Möbelhaus zu hören. „Ich weiß, was es bedeutet, 25 Jahre lang auf dem gleichen Sofa zu sitzen.“ Wenn Prominente plötzlich Werbung für Autohäuser und „Möbel-Giganten“ machen, gilt das in der Branche eigentlich als sicheres Zeichen für den Abstieg. Schon lästern die ersten Internetportale über den „tiefen Fall des großen ZDF-Showmasters“.

Er will für die Sendungen kein Geld

Dabei geht es Gottschalk, dessen Vermögen auf 80 bis 130 Millionen Euro geschätzt wird, sicher nicht ums Geld. Auch für seine neue Radiosendung möchte er nichts bezahlt bekommen. Vielleicht braucht einer wie er einfach eine Bühne, egal welche. Eine Möglichkeit zur Ego-Show, denn eine Botschaft hatte er noch nie. Sein Credo heißt seit jeher: „Möglichst viele Menschen möglichst glücklich machen.“ Für die Programmverantwortlichen des Bayerischen Rundfunks ist die Verpflichtung ihres alten Helden auf alle Fälle ein Scoop. Eine Sendung „für die Babyboomer-Generation“ werde das, verkünden sie, ein Pflichttermin für die Zielgruppe der Oldie-Welle. Gottschalk soll künftig an jedem ersten Sonntag im Monat im Bayerischen Rundfunk zu hören sein - drei Stunden lang „live aus dem Bayern 1-Studio im Münchner Funkhaus“.

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