zum Hauptinhalt

Neue Studie: Rotes Fleisch erhöht Sterberisiko erheblich

Potsdamer Forscher bestätigen US-Trend für Europal: Wer viel Fleisch von Rindern, Schweinen und Lämmern oder daraus hergestellte Wurst isst, hat ein deutlich höheres Risiko, an Krebs oder Herzinfarkt zu sterben als ein Fleischverächter.

Wenn in den nächsten Wochen der Verkauf von Fleisch und Wurst einbrechen sollte, ist vermutlich nicht die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise schuld, sondern eine großangelegte Studie des National Institute of Health (NIH) der USA, die großes Aufsehen erregt: Wer viel Fleisch von Rindern, Schweinen und Lämmern oder daraus hergestellte Wurst isst, hat ein deutlich höheres Risiko, an Krebs oder Herzinfarkt zu sterben als ein Fleischverächter. Die Ernährung von 545 000 Amerikanern hatten die US-Forscher unter die Lupe genommen und in den letzten zehn Jahren das Schicksal dieser 50- bis 71-Jährigen verfolgt. Rund 71 000 Studienteilnehmer starben in dieser Zeit, darunter auffallend viele Fleischgenießer.

Als die Forscher die Studienteilnehmer in Gruppen einteilten, zeigte die Statistik für die Menschen mit dem größten Appetit auf Fleisch dann auch ein deutlich höheres Sterberisiko als für die Gruppe derer, bei denen Fleisch und Wurst nur selten auf den Tisch kommt. Auch wenn die Forscher andere Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht oder Bewegungsmangel herausrechnen, zeigt sich immer der gleiche Zusammenhang: Hätten alle Männer der Studie nur so wenig Fleisch gegessen wie die 20 Prozent der Teilnehmer mit dem niedrigsten Fleischkonsum, hätte es vermutlich elf Prozent weniger Todesfälle gegeben. Bei Frauen liegt diese Zahl sogar bei 16 Prozent.

Wer jeden Tag 250 Gramm „rotes Fleisch“ von Säugetieren oder daraus hergestellte Wurst und andere Speisen zu sich nimmt, erhöht sein Risiko für Krebs- oder Herztod um rund ein Viertel verglichen mit denjenigen, die in einer ganzen Woche nur 150 Gramm rotes Fleisch verzehren, zeigt die Studie bei Männern. Bei Frauen steigt bei solchem Fleischkonsum das Todesrisiko durch Krebs ähnlich, während tödliche Herzinfarkte oder Schlaganfälle sogar 50 Prozent häufiger auftreten.

Die genannten Zahlen gelten nur für Rind- und Kalbfleisch, Schweinefleisch und Lamm oder auch Wildschein, Hirsch oder Kaninchen. Unter den Teilnehmern der Studie, die auf dem Teller fast ausschließlich Fisch oder Geflügelfleisch anstelle des roten Fleisches hatten, kehrt sich der Trend um: Wer viel von diesem „weißen Fleisch “ isst, verringert sein Sterberisiko sogar ein wenig. Solche Studien in den USA können nicht ohne Weiteres auf Europa übertragen werden, weil in Amerika häufig andere Speisen auf den Tisch kommen als in Europa.

Aber auch in der Alten Welt zeigen Studien einen ähnlichen Zusammenhang. So beobachten Forscher wie Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke und Jakob Linseisen vom Helmholtz-Zentrum München gemeinsam mit Kollegen aus vielen Ländern Europas seit 1992 das Schicksal von 478 040 Europäern aus zehn Ländern. Genau wie in den USA finden die Forscher auch hierzulande einen statistischen Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Krebsrisiko.

„Rotes Fleisch erhöht das Risiko für Darm- und Magenkrebs“, erklärt DIfEForscher Heiner Boeing. Der Forscher schätzt, dass der Konsum von hundert Gramm roten Fleischs täglich das Darmkrebsrisiko um etwa 49 Prozent erhöht. Und wer jeden Tag hundert Gramm Wurst verputzt, muss sogar mit einem rund 70 Prozent höheren Darmkrebsrisiko leben. Fisch scheint das Krebsrisiko dagegen sogar zu senken, vermutlich schützen die dort reichlich vorkommenden „mehrfach ungesättigten Omega3-Fettsäuren“ den Organismus vor Krebs. Trotz solcher Daten aber raten Ernährungsexperten von Fleisch nicht ab. So stecken im Fleisch viele Vitamine und das Spurenelement Eisen, die der Organismus benötigt, erklärt Heiner Boeing. Es sollte nur nicht so viel sein, im Durchschnitt sollte man mit 80 Gramm oder weniger Fleisch und Fleischwaren am Tag auskommen.

Das ist nicht viel: Nach einem einzigen 250-Gramm-Steak heißt das, mindestens zwei weitere Tage weder Fleisch noch Wurst zu essen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false