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© dpa

Neuer US-Präsident: Obama raucht der Kopf

Barack Obama ist im Stress: Er kommt von den Zigaretten nicht los - obwohl er seiner Frau versprochen hatte, sich nach einem Wahlsieg das Rauchen abzugewöhnen. Und jetzt werden auch noch seine Haare langsam weiß.

Anderthalb Jahre hat er fast ohne Rücksicht auf Familie und Gesundheit um diesen Umzug gekämpft. Doch nun, da er sich auf das Leben im Weißen Haus einstellt, seufzt Barack Obama über Umstellungen im Alltag, die es mit sich bringe. Harry Truman sprach vom „großen Weißen Gefängnis, das man das Weiße Haus nennt“, Bill Clinton vom „Kronjuwel in Amerikas Strafvollzugssystem“. Obama beklagte im ersten TV-Interview seit der Wahl, er könne „nicht mal mehr einen Spaziergang mit Michelle machen“. Die Strapazen sind ihm anzusehen. Der lange Wahlkampf war mit ähnlichen physischen und psychischen Belastungen verbunden wie der Präsidentenjob. Sein vor zwei Jahren tiefschwarzes Haar zeigt heute viele graue Stellen. Das Ausmaß des Stresses offenbart sich auch darin, was sich nicht geändert hat: seine Nikotinabhängigkeit, zum Beispiel. Michelle hatte einen Preis für ihre Zustimmung zu seiner Präsidentschaftsbewerbung verlangt. Er solle das Rauchen aufgeben, verkündete sie 2007 und bat die Bürger, sie sollten darauf achten, ob er seine Zusage auch einhält. Er experimentierte mit Nikotinkaugummis und Nikotinpflastern, aber offenbar ohne durchschlagenden Erfolg. Bei abendlichen Fahrten von einem Wahlkampftermin zum nächsten konnten mitreisende Reporter mitunter beobachten, wie glimmende Funken aus einem Fenster des Autos stoben, in dem der Kandidat saß. Kaum einer schrieb darüber. Öffentlich sieht man ihn nie mit Zigarette.

Im Mai 2008 gab seine Kampagne eine vorsichtig formulierte Erklärung heraus. Er habe „das Rauchen mehrfach aufgegeben und wendet derzeit Nicorette mit Erfolg an“. Diese Nikotinkaugummis zur Entwöhnung sollen nach Angaben des Herstellers jedoch maximal zwölf Wochen benutzt werden – und die, schrieb ein Kolumnist der „Washington Post“ kürzlich, seien längst abgelaufen, ohne dass Obamas Büro zur Auskunft bereit sei, ob er das Rauchen wirklich beendet habe. Die Kolumne endete verständnisvoll. Der Wahlkampf mit all dem Stress sei eine denkbar schlechte Zeit zur Entwöhnung. Und die Nation dürfe froh sein, wenn dies das einzige gebrochene Versprechen des Präsidenten bleibe.

Andere Gewohnheiten ändern sich dagegen. Eine neue Schule in Washington für die Töchter Malia (10) und Sasha (7) ist gefunden. Michelle hat sich, wie schon in Chicago, für eine Privatschule entschieden, Sidwell Friends. Die haben auch andere Präsidentenkinder besucht: Tricia Nixon, Chelsea Clinton und ebenso ein Sohn des Vizepräsidenten Al Gore, Albert. Auch Enkel des künftigen Vize Joe Biden sind dort untergebracht. Das Schulgeld beträgt rund 30 000 Dollar pro Jahr und Kind.

Auch über die richtige Kirche macht sich die Hauptstadtzeitung Gedanken. Die Obamas sollten die National Cathedral wählen. Dort seien die Inaugurationsgottesdienste und die Totenfeiern für mehrere Präsidenten gehalten worden, zuletzt für Gerald Ford im Januar 2007. Sie hat auch eine multikulturelle Tradition. Regelmäßig sprechen dort Vertreter der verschiedenen christlichen sowie nichtchristlichen Bekenntnisse.

Ungewiss ist die Zukunft von Obamas Blackberry – ein Gerät für mobiles Telefonieren, Internet- und Emailzugang. Er selbst, sein Sprecher Robert Gibbs und andere Helfer gelten als nahezu „Blackberry-süchtig“. Manche Medien jubelten, Obama werde „der erste Email-Präsident“ der USA. Doch nun heißt es, er werde sich von dem Gerät trennen müssen. Erstens, wegen Sicherheitsbedenken. Die mobile Kommunikation lasse sich knacken. Er dürfe nicht riskieren, dass Emails mit geheimem oder privatem Inhalt abgefangen werden. George W. Bush verabschiedete sich von seinem Blackberry und schickte Freunden, ehe er ins Weiße Haus einzog, eine letzte Email mit dem Hinweis, er werde „die Korrespondenz im Cyberspace“ beenden, „weil ich nicht möchte, dass Leute, die auf Ärger aus sind, Einblick in privaten Gedankenaustausch erhalten.“

Der andere Einwand hat einen fast gegensätzlichen Hintergrund. Der „Presidential Records Act“ schreibt vor, dass die gesamte Korrespondenz eines Präsidenten archiviert werden muss. Obama könnte aber der erste Präsident sein, der einen Laptop auf dem Schreibtisch im Oval Office stehen hat, schreibt die „New York Times“.

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