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Panorama: Neun Brocken - jeder 50 Kilo schwer

Ein dreieinhalb Tonnen schwerer Forschungssatellit der Nasa stürzt heute zwischen vier und 13 Uhr zur Erde. Ob Trümmerstücke des Satelliten "Euve" die Erdoberfläche erreichen - und wo diese auftreffen könnten -, ist nach Angaben der amerikanischen Raumfahrtbehörde nicht vorhersehbar.

Von Rainer Kayser, dpa

Ein dreieinhalb Tonnen schwerer Forschungssatellit der Nasa stürzt heute zwischen vier und 13 Uhr zur Erde. Ob Trümmerstücke des Satelliten "Euve" die Erdoberfläche erreichen - und wo diese auftreffen könnten -, ist nach Angaben der amerikanischen Raumfahrtbehörde nicht vorhersehbar. "Die Wahrscheinlichkeit, dass die wenigen Trümmer, die die Erde erreichen, in einer bewohnten Region niedergehen oder gar jemanden verletzen könnten, ist sehr klein", sagt Nasa-Experte Ronald Mahmot. Die Trümmerstücke verteilen sich voraussichtlich über ein Gebiet mit einem Durchmesser von bis zu 1000 Kilometer.

Tatsächlich sind solche Satellitenabstürze nichts ungewöhnliches - alle paar Wochen verglüht ein ausgedientes Raumfahrzeug, eine Raketenstufe oder anderer Weltraumschrott in der Atmosphäre, meist völlig unbemerkt. Denn zwei Drittel der Erde sind mit Wasser bedeckt, und auch die Landflächen sind oft unbewohnt oder nur dünn besiedelt. Bislang sind durch Satellitenabstürze jedenfalls noch keine Menschen zu Schaden gekommen. Gefährlich kann es allerdings werden, wenn ein Satellit oder eine Raumsonde ihre Energie aus Nuklearbatterien bezogen hat. Der dann zur Erde herabregnende Atommüll kann zu einer Verseuchung weiter Landstriche führen - und zu Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe: Nach dem Absturz eines sowjetischen Satelliten über Kanada im Januar 1978 übernahm die Sowjetunion nach einigem Zögern die immensen Bergungskosten.

Bei Euve besteht diese Gefahr nicht, der Satellit hatte kein radioaktives Material an Bord. Der Forschungssatellit umkreiste seit Juni 1992 die Erde und machte bis letztes Jahr astronomische Strahlen-Beobachtungen. Mit seiner Hilfe wurde eine Vielzahl neuer Himmelsobjekte entdeckt, die extrem energiereiche, ultraviolette Strahlung aussenden. Zuletzt umkreiste Euve die Erde in einer Höhe von nur noch 200 Kilometern. Durch die Reibung in der dünnen Lufthülle sank der Satellit täglich etwa 25 Kilometer tiefer, wobei sich diese Rate durch die zunehmende Dichte der Atmosphäre von Tag zu Tag rasant beschleunigte.

Euve hat aus Kostengründen kein Steuerungssystem an Bord, mit dem ein kontrollierter Rücksturz zur Erde möglich wäre. Solche Systeme sind nur bei größeren Satelliten üblich, bei denen tonnenschwere Trümmerstücke den Erdboden erreichen können. Die Experten schätzen, dass beim Euve-Absturz bis zu neun Trümmerstücke mit einem Gewicht von zwei bis 50 Kilogramm auf die Erde aufschlagen werden.

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