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New Orleans: French Quarter wird wieder geöffnet

Für Bewohner des flutgeplagten New Orleans bessern sich die Aussichten. Ab Montag soll das höher gelegene French Quarter wieder geöffnet werden. Der Bürgermeister der Stadt rechnet für nächste Woche mit 180.000 Rückkehrern.

Washington (15.09.2005, 17:25 Uhr) - Rückkehr nach New Orleans: Drei Wochen nach der Hurrikankatastrophe sollen Zehntausende Einwohner der überfluteten Südstaatenmetropole von Montag an wieder heimkehren. Bürgermeister Ray Nagin erklärte, die Situation habe sich so verbessert, dass Flüchtlinge aus dem historischen French Quarter und anderen höher gelegenen Stadtteilen zurückkehren könnten. US-Präsident George W. Bush wollte nach Angaben des Weißen Hauses am Donnerstagabend (Ortszeit, entspricht 3 Uhr mitteleuropäischer Zeit) ein gewaltiges Wiederaufbauprogramm ankündigen.

Nagin erklärte im Fernsehen, er rechne damit, dass in der kommenden Woche bis zu 180.000 Menschen nach New Orleans zurückkehren könnten. Wichtig sei, dass bis dahin die Stromversorgung wieder hergestellt sei. Neben dem Touristenviertel French Quarter, das von der Flut weit gehend verschont geblieben war, könnten auch die Bewohner des Garden Districts und des Geschäftszentrums wieder kommen, sagte Nagin. Mehrere Fernsehsender berichteten am Donnerstag bereits aus dem French Quarter.

Auch Präsident Bush wollte am Donnerstag erneut nach New Orleans reisen und sich von dort aus in einer Fernsehansprache an die Nation wenden. Nach Angaben des Weißen Hauses wollte Bush ein beispieloses Wiederaufbauprogramm für die vom Hurrikan "Katrina" zerstörte Gebiete an der Golfküste ankündigen. So solle es unter anderem Gelder für den Hausbau und für die Wiederansiedelung von Firmen geben. Auch sollten Beihilfen für die Krankenversicherung Hunderttausender Betroffener und Erziehungsbeihilfen für deren Kinder bereitgestellt werden.

Offizielles Todeszahl: Über 700

Unterdessen stieg die offizielle Todeszahl auf über 700. In zwei weiteren Altenheimen wurden nach einem Bericht der "New York Times" insgesamt 13 Leichen gefunden. Am Vortag hatten die Behörden Anklage gegen die Besitzer des Altenheims St. Rita erhoben, wo 34 tote Patienten gefunden worden waren. Sie hatten vergeblich darauf gewartet, vor dem Hurrikan in Sicherheit gebracht zu werden.

Das Augenmerk der Helfer im Süden der USA richtete sich zunehmend auf das Schicksal der Kinder. Nach Angaben der "Katrina Missing Persons Hotline" des Nationalen Zentrums für vermisste oder ausgebeutete Kinder (NCMEC) gab es am Mittwoch etwa 2000 Fälle, in denen entweder Kinder ohne Eltern aufgegriffen worden waren oder Eltern ihre Kinder suchten. 40 ehemalige Polizisten bedienten fast ununterbrochen die Vermisstentelefone des Zentrums.

In New Orleans begannen die Behörden mit dem Sprühen von Insektiziden über der Stadt, um der Mückenplage in dem verseuchten Wasser zu begegnen. Damit soll unter anderem die Verbreitung des durch Mücken übertragenen West-Nil-Virus gestoppt werden. Im Fernsehen war am Mittwoch zu sehen, wie eine große Transportmaschine vom Typ C-130 über der Stadt flog und das Insektengift versprühte.

Zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen sich die Behörden in der stark zerstörten Stadt Long Beach in Mississippi. Spezialistenteams zogen einen Stacheldrahtzaun von insgesamt sechs Kilometer Länge um die Innenstadt. Der Nachrichtensender CNN berichtete, die Polizei habe erklärt, damit sollten Plünderungen verhindert werden. Dagegen habe ein Militärsprecher gesagt, unter den Trümmern würden besonders viele Leichen vermutet, deshalb solle verhindert werden, dass jemand in die Stadt laufe und die Bergung störe. (tso/dpa)

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