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Panorama: New Orleans putzt sich wieder raus Viele haben Angst vor der Rückkehr

New Orleans - Es ist eine Betteltour. Seit Tagen reist New Orleans Bürgermeister Ray Nagin kreuz und quer durch Louisiana, um geflüchtete Hurrikanopfer zur Rückkehr zu bewegen.

New Orleans - Es ist eine Betteltour. Seit Tagen reist New Orleans Bürgermeister Ray Nagin kreuz und quer durch Louisiana, um geflüchtete Hurrikanopfer zur Rückkehr zu bewegen. Sechs Wochen nach „Katrina“ sitzen noch immer 22000 Menschen in Notunterkünften und mehr als 500000 in Hotels, davon mindestens 80000 aus New Orleans – was die Steuerzahler täglich elf Millionen Dollar kostet. Aber die Menschen zögern. Bei der Suche nach den Gründen kommen Amerikas Politiker und Medien zu sehr widersprüchlichen Schlüssen.

Bis vor wenigen Tagen galt als Haupterklärung, die Menschen hätten daheim keine Perspektive – vor allem keine Arbeit. Die Stadtverwaltung hatte vor einer Woche 3000 Angestellte entlassen, mangels Steuereinnahmen. Doch dann platzierte die konservative „Washington Times“ eine Geschichte mit ganz anderem Tenor auf der Titelseite: Das mehrere Milliarden teure große Aufräumen und die Beseitigung stinkender Trümmerberge besorgten Einwanderer aus Mexiko und Mittelamerika, teils legal, teils illegal. Amerikaner, Weiße wie Schwar- ze, seien sich zu fein für die Drecksarbeit. Sie warteten lieber in Hotels ab, die die Regierung bezahlt. Arbeitskräfte in New Orleans verzweifelt gesucht, meldete gestern auch die „Washington Post“. Selbst in feineren Restaurants, die wieder geöffnet haben, gebe es Einweggeschirr, Tellerwäscher fehlten. Für Köche und anderes Personal würden Anheuerprämien von bis zu 6000 Dollar geboten.

Manche Widersprüche klären sich auf den zweiten Blick. In ihren vielen Details illustrieren die Berichte, wie mühselig es ist, eine entvölkerte, teils zerstörte Stadt von zuvor 500000 Einwohnern zum gewohnten Alltag zurückzubringen. Zehntausende Häuser und Wohnungen sind zerstört, in ganz Louisiana 200000 bis 250000. Die Katastrophenschutzbehörde Fema kommt mit dem Bau provisorischer Unterkünfte nicht nach – und es ist wenig attraktiv, für einige Wochen oder Monate Übergangszeit in einen Wohntrailer einzuziehen und Kinder mehrfach umzuschulen. In den überfluteten Vierteln soll der Unterricht zwischen November und Januar wieder beginnen. Wie bald öffentliche Gebäude und Privatwohnungen wieder benutzbar sind – auch das hängt davon ab, wie schnell es gelingt, Arbeitskräfte nach New Orleans zu bringen.

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