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Comedy-Löwe Jon

© dpa

Panorama: Nichts zu lachen

US-Präsident zeigt sich im TV als Spaßverderber

Barack Obama hat in diesen Tagen nichts zu lachen. Bei den Kongresswahlen am kommenden Dienstag wartet auf seine Partei wohl eine harsche Abstrafung. Das Schielen auf Sympathiepunkte – das war wohl das Kalkül der Berater des Präsidenten, der sich am Mittwochabend 30 lange Minuten in die Höhle des linksliberalen Comedy-Löwen Jon Stewart und dessen „Daily Show“ wagte. Denn Stewart wird am Wochenende die Schlagzeilen in Washington dominieren – mit einer satirischen Rallye als Kontrapunkt zur August-Massendemo der erzkonservativen „Tea Party“. Doch sein Gegenüber Obama zeigte sich weder schlagfertig noch humorvoll, sondern vor allem dozierend und gelegentlich frustriert und bestätigte jene, die ihn für einen professoralen Kopfmenschen halten. „Wir haben Dinge gemacht, von denen die Leute nicht einmal etwas wissen“, verteidigte Obama trotzig seine Bilanz, nachdem sich Stewart zuvor über den „Yes, we can“-Slogan und die Rhetorik Obamas lustig gemacht hatte. Doch Stewart und nicht der Präsident hatte die Lacher auf seiner Seite mit der Replik: „Planen Sie denn eine Überraschungsparty für uns, angefüllt mit Jobs und Gesundheitsfürsorge?“ Der Auftritt Obamas beim profilierten Humoristen Stewart zählte eigentlich zur PR-Schlussoffensive für die Regierungspolitik. Doch dem als liberal geltenden Stewart war nicht zum Schmeicheln zumute – und er, als Anwalt der Enttäuschten, schlug Obama vor, dass der Slogan der Demokraten in diesem Jahr angesichts der desolaten Lage am Arbeitsmarkt eigentlich lauten sollte: „Bitte, Baby, nur noch eine Chance!“ Brav zählte Obama daraufhin die Errungenschaften auf, die viele angeblich nicht wahrnehmen – und räumte dann doch zähneknirschend ein: „Die Leute sind frustriert.“ Das dürfte auch für den Gastgeber gelten, der sich vermutlich von diesem „historischen Auftritt“ (Stewart) mehr zündende Funken erhoffte. Obama hatte als Schlusswort lediglich die Aufforderung ans Volk parat, am Dienstag wählen zu gehen. Politik ist derzeit für Barack Obama eben nichts, über das man lacht.

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