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Niederlande: Mutmaßlicher van-Gogh-Mörder vor Gericht

In den Niederlanden hat der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder des islamkritischen Filmregisseurs Theo van Gogh begonnen. Der Angeklagte brachte den Koran mit - und schwieg.

Den Haag (11.07.2005, 15:53 Uhr) - Im Prozess um den Mord an dem islamkritischen niederländischen Regisseur Theo van Gogh hat der einzige Angeklagte, Mohammed B., am ersten Verhandlungstag geschwiegen. Der 27-jährige Niederländer marokkanischer Abstammung ließ seinen Anwalt am Montag vor Gericht in Amsterdam erklären, dass er nichts zu seiner Verteidigung vorbringen wolle. Er übernehme aber die Verantwortung für den Mord an van Gogh.

Der wegen seiner manchmal beleidigenden Kritik am Islam umstrittene Regisseur van Gogh war am 2. November vergangenen Jahres in Amsterdam auf offener Straße umgebracht worden. Das Gericht zitierte Zeugenaussagen, wonach Mohammed B. mehrfach auf den Künstler geschossen und ihm dann die Kehle durchtrennt habe. Während der psychiatrischen Untersuchung habe der Angeklagte einem Mitgefangenen gesagt, van Gogh habe Gott gelästert und damit auch ihn persönlich getroffen.

Auf die Frage, ob dies sein Motiv für den Mord sei, antwortete Mohammed B. mit einem Koranvers in arabischer Sprache. Ein als Gutachter hinzugezogener Islamwissenschaftler sagte, das Gedankengut, das Mohammed B. in Schriften und auf Computern hinterlassen habe, entspreche dem des Terrornetzes von El Kaida. Auch Mohammed B., dessen vollständiger Name nach niederländischem Recht nicht veröffentlicht werden darf, sehe sich als Werkzeug Gottes.

Das Gericht befasste sich auch mit der Frage, ob der Angeklagte bei dem Mord die Unterstützung von Hintermännern gehabt habe. Der Vorsitzende Richter sagte, nach dem Ermittlungsergebnis deute zwar einiges darauf hin, doch wirkliche Beweise für Komplizen gebe es nicht. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Mohammed B. zur so genannten Hofstad-Gruppe gehört, einer islamistischen Organisation, von der einige Mitglieder ebenfalls in Haft sind. Ihnen soll später im Jahr der Prozess gemacht werden.

Schon an diesem Dienstag sollen die Plädoyers gehalten werden, wobei die Verteidigung ihrer Ankündigung gemäß verzichten will. Mohammed B. droht eine lebenslange Haftstrafe. Ihm werden auch Todesdrohungen gehen andere Kritiker des Islam in den Niederlanden angelastet. Das Datum der Urteilsverkündigung steht noch nicht fest. (tso)

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