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Gurke

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Normungen: Freiheit für die Gurke

"Gut geformt und praktisch gerade": Die EU-Norm zum Krümmungsgrad von Gurken fällt weg.

Brüssel - Die EU hat zum großen Schlag gegen ihre Kritiker ausgeholt. Deren Hauptargument war seit Jahr und Tag die Ordnungsnummer 1677/88 – die legendäre EU-Norm zum Krümmungsgrad der Gurke. Nach der Verordnung von 1988 mussten Gurken der Extra-Klasse bisher „gut geformt und praktisch gerade sein“. Als „maximale Krümmung“ wurden gerade mal zehn Millimeter auf zehn Zentimeter Gurkenlänge akzeptiert. Das führte dazu, dass Gurken im Supermarkt gerade waren. Was andererseits praktisch ist. Damit soll vom nächsten Juli an Schluss sein. Die EU hat beschlossen, die Normungen für 26 Obst- und Gemüsesorten abzuschaffen, vom Spargel bis zur Haselnuss. Ein entsprechender Vorschlag von EU- Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel stieß am Mittwoch in Brüssel zwar auf die Gegenstimmen von 16 Mitgliedstaaten. Das war entsprechend den Spielregeln aber nicht genug, um die Kommission zu überstimmen. Abgeschafft werden sollen die Standards beispielsweise auch für Auberginen, Bohnen, Spargel, Karotten, Zucchini, Knoblauch, Avocados und Pflaumen. Die Normen waren ursprünglich eingeführt worden, damit in standardisierte Gemüsekisten jeweils die gleiche Menge hineinpasst. „Das ist eine guter Tag für die krumme Gurke“, sagte Fischer Boel. Prompt jedoch warnte der Deutsche Bauernverband vor „Wühltischen“ beim Selbstbedienungsverkauf im Supermarkt. Deutschland stimmte im Verwaltungsausschuss für die Abschaffung der Standards, anders als die großen Produzentenländer Frankreich, Spanien, Polen oder Belgien. Es mache in Zeiten hoher Preise und steigender Nachfrage nach Lebensmitteln keinen Sinn, Produkte wegzuwerfen oder zu vernichten, „nur weil sie die falsche Form haben“, sagte Fischer Boel. Bürokratieabbau ist ein wichtiges Vorhaben der Kommission unter Präsident Barroso. Dafür ist die Welt um eine Skurrilität ärmer. os/dpa/ddp/AFP

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