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Odyssee: Flüchtlinge irren übers Mittelmeer

Ein Containerschiff mit 154 Flüchtlingen kann keinen Hafen ansteuern – sowohl Malta als auch Italien verweigern die Erlaubnis.

Ein türkisches Containerschiff hat im Mittelmeer 154 Bootsflüchtlinge aufgenommen, konnte aber zunächst weder Malta noch die italienische Insel Lampedusa ansteuern. An der Grenze der Hoheitsgewässer von Malta und Italien wartete das Schiff Pinar darauf, in einen Hafen einlaufen zu dürfen. Mehrere Ärzte wurden per Helikopter zu dem Schiff geflogen, weil die Bootsflüchtlinge den Berichten zufolge unter der Überfahrt von Nordafrika sehr gelitten hatten, sogar ein toter Flüchtling soll sich an Bord befinden.

Das Schiff hatte die Immigranten zwar in maltesischen Gewässern aufgenommen, wurde von den maltesischen Behörden jedoch aufgefordert, den näher gelegenen italienischen Hafen Lampedusa anzulaufen. Italien verweigert allerdings seinerseits die Aufnahme und verweist darauf, dass Malta verantwortlich sei für den Such- und Rettungsdienst in der Region. Der italienische Innenminister Roberto Maroni kritisierte Maltas Haltung und warf den Verantwortlichen vor, die Flüchtigen nach Italien abschieben zu wollen.

In der jüngsten Zeit hat es immer wieder Streit zwischen Malta und Italien gegeben, wer für die Aufnahme von Flüchtlingen verantwortlich ist. Bei einem ähnlichen Fall vor einem Monat verweigerte Malta Immigranten an Bord einer italienischen Fregatte die Erlaubnis an Land zu gehen. Daraufhin wurden die Flüchtigen in Italien aufgenommen.

Wie die Times of Malta berichtet, habe Maroni mittlerweile in dem Streit die EU um Unterstützung gebeten, damit Malta "seinen Pflichten nachkommt". Aus maltesischen Regierungskreisen heißt es, Italiens Ziele seien "unakzeptabel". Wenn Schiffe mit Flüchtlingen näher an italienischen Häfen lägen, seien diese auch für sie verantwortlich. Vor einigen Tagen hatte Times of Malta erfahren, Pläne der EU-Organisation Frontex für eine Anti-Migrations-Patrouille in der Region zwischen Sizilien und Malta seien aufgrund der Uneinigkeiten verschoben worden.

Die Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen (Frontex) koordiniert einzelstaatliche Aktionen im Bereich des Grenzschutzes. Sie soll für Sicherheit sorgen und unterstützt unter anderem Rückführungsaktionen von Flüchtlingen in deren Heimatländer. (ds/dpa)

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