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Ölkatastrophe: Wie viel Öl schwimmt noch im Golf von Mexiko?

Bakterien alleine werden das Öl im Golf von Mexiko wohl nicht vernichten: Forscher finden Ölplacken auf dem Meeresgrund.

Bakterien fressen das Öl, und zwar schneller als erwartet; diese Entdeckung von Wissenschaftlern wenige Monate nach der größten Öl-Umweltkatastrophe der Geschichte schien für den Golf von Mexiko Heilung zu versprechen. Denn nur ein kleiner Teil der etwa 780 Millionen Liter Öl, die aus dem Leck der explodierten Bohrplattform „Deepwater Horizon“ seit dem 20. April in den Golf gesprudelt waren, wurde an Land geschwemmt oder konnte von Pumpschiffen abgefangen werden. Jetzt lassen aktuelle Untersuchungen eines Forscherteams der University of Georgia allerdings befürchten, dass die Bakterien alleine den Job nicht werden erledigen können: Ein relevanter Teil des Öls sei auf den Meeresboden gesunken und töte dort unten alles Leben ab.

Schon im August hatten die Meeresspezialisten aus Georgia der These widersprochen, nur 25 Prozent des Öls seien im Meer verblieben. Im Gegenteil: Bis zu 79 Prozent, so die Marine-Wissenschaftler, seien nicht aufgefangen worden, sondern vagabundierten als Gefahr für das Ökosystem im Golf von Mexiko. Auf ihrer Suche nach dem Öl sind sie jetzt auf verdächtige Sedimente auf dem Meeresboden gestoßen. „Zentimeter-dick“ seien die Ölplacken, die ihre Geräte dort gesammelt haben. „Was wir gefunden haben“, schreibt Samantha Joye, eine der Wissenschaftlerinnen, in ihrem Blog, „ist keine natürliche Sickerung“. Das Öl sei gewiss nicht auf natürliche Weise ausgetreten. Die Placken unterschieden sich von denen natürlichen Ursprungs.

Auch ohne menschliches Zutun sickern ständig große Mengen Öl aus den Quellen unter dem Meeresboden. Dies weise jedoch ein anderes Aussehen und eine andere Zusammensetzung auf als Öl, das von oben abgesunken ist. Das gefundene Öl war zudem noch warm, so Joye. Darunter fand sich eine Schicht von toten Krabben und anderen Lebewesen.

Wie Joye der Nachrichtenagentur AP in einem Telefonat von ihrem Forschungsschiff aus berichtete, seien die Ölplacken noch in bis zu 130 Kilometern Entfernung von der explodierten Bohrlochplattform „Deepwater Horizon“ entdeckt worden. Inzwischen hätte das Forscherteam in einer Tiefe von rund 1500 Metern 14 Sedimentproben eingesammelt. „Das Zeug ist wirklich seltsam. Ein Teil davon war sehr dicht und schwer.“ In 10 der Proben sei das Öl mit bloßem Auge sichtbar.

Gesunkenes Öl auf dem Meeresboden, obwohl leichter als Wasser? Die Forscher erklären das so: Das Öl kann sinken, weil es auf schwereren Partikeln, die im Meer schwimmen, sitzt und mit ihnen sinkt. Auch im Kampf gegen Öl-Verschmutzung massenhaft eingesetzte Chemikalien, die das Öl ja in kleinste Teilchen auflösen sollten, könnten ihre Arbeit getan haben und das Öl so klein zersetzt haben, dass es sinken kann. Ob das gefundene Öl aus der „Deepwater Horizon“ kommt, muss noch analysiert werden.

Erst im August hatte ein US-Forscherteam von einer Ölwolke etwa 900 Meter unter der Wasseroberfläche berichtet. Das Öl-Wasser-Gemisch in einem Umfang von 35 Kilometern Länge und zwei Kilometern Breite war bis Ende Juni durch den Golf gewabert. Experten des Meeresforschungsinstituts Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) hatten schon da Zweifel an den optimistischen Regierungsangaben, dass drei Viertel der rund 780 Millionen ausgelaufenen Liter Rohöl bereits verschwunden seien. Die Ölschwaden stammten nachweisbar aus dem Leck. Und in der Tiefe dauert die Zersetzung des Öls durch Bakterien zehnmal länger als an der Oberfläche.

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