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Panorama: Ötzi aßRothirschvor seinem Tod

War die Beute der Grund

Washington (dpa). Ötzi hatte sich mit dem Fleisch eines Rothirsches gestärkt, bevor er vor 5000 Jahren von einer Pfeilspitze getroffen zusammenbrach und einen langsamen Tod starb. Das hat eine Gen-Analyse seines Dünn- und Dickdarminhalts ergeben. Sie zeige, dass Ötzi ein Jäger gewesen sei, der Rotwild erlegt habe. Möglicherweise sei er eben dieser Beute wegen ermordet worden, schreiben Franco Rollo und Kollegen von der Universität von Camerino (Italien) in der Online-Ausgabe des US-Fachjournals „Proceedings of the National Academy of Sciences“.

Die DNA-Analyse von Ötzis Darminhalt ergab außerdem, dass der Gletschermann vom Hauslabjoch auf dem Weg durch einen Nadelwald gewandert war und Beeren sowie Getreide und ein Stück Steinbock gegessen hatte. Reste des Steinbock-Fleisches fanden die Forscher in Ötzis Dickdarm. Auf 3200 Metern Höhe angekommen, gönnte sich der vermutlich vom Klettern ermüdete Mann dann ein weiteres Mahl, eine Portion Rotwild mit ein paar Getreidekörnern. Die genetischen Spuren dieser letzten Mahlzeit entdeckten die Forscher in seinem Dünndarm, also noch ganz am Anfang des Verdauungssystems.

Das Team aus Camerino hatte die DNA-Proben aus Ötzis Eingeweiden am 25. September 2000 genommen, als der Eismann im Südtiroler Archäologie-Museum von Bozen erstmals kurzfristig aufgetaut worden war. Aus der Tatsache, dass Ötzis Magen bereits wieder leer war, und das Rotwildfleisch den Dünndarm erreicht hatte, ziehen Rollo und Kollegen auch Schlüsse über den zeitlichen Ablauf von Ötzis letztem Tag. Demnach trat sein Tod möglicherweise vier oder mehr Stunden nach der letzten Stärkung ein, schreiben sie.

Der Magen eines Menschen beginne sich etwa zehn Minuten nach der Aufnahme von Nahrung zu leeren. Unter normalen Umständen erreiche feste Nahrung nach etwa drei Stunden das Ende des Dünndarms und bleibe dort oft noch eine weitere Stunde. Emotionaler Stress könne diesen Prozess noch erheblich verzögern. Dieser Faktor dürfte auch auf den Gletschermann zutreffen, der nach der jüngsten Rekonstruktion der Ereignisse durch Rollo und dessen Kollegen langsam verblutete. Das Ergebnis widerspricht der bisherigen Theorie, dass Ötzi das Opfer eines Ritualmordes wurde. Vielmehr dürften ihm andere seine Beute geneidet und zu rauben versucht haben, heißt es.

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