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Panorama: Operation Schönheit

Po-Vergrößerung lautet ein neuer Trend

Die 20-jährige englische Studentin Claudia Aderotimi wollte ihre Karrierechancen in der HipHop-Szene verbessern. Sie wollte ihren Po vergrößern lassen, wie das in der Szene immer populärer wird. Sie überlebte diese „Schönheitsoperation“ mit Silikon nicht.

In Deutschland bietet der Plastische Chirurg Hermann Solz Vergrößerungen des Hinterteils an. Er kommt aus Brasilien und hat seine Ausbildung auch teilweise in dem Land absolviert, in dem die Kurven-OPs boomen. In seiner Mannheimer Klinik für Plastische Chirurgie führt Solz die „Glutealaugmentation“ meist unter Vollnarkose durch, anschließend bleiben die Patienten – es sind auch Männer darunter – für einige Tage in der Klinik. Denn der Eingriff ist erheblich: Unter dem großen Gesäßmuskel formen die Chirurgen dafür eine Art Tasche, in die später Implantate eingesetzt werden, die – wie für eine Brustvergrößerung – mit festem Silikon gefüllt sind.

Als Alternative wird eine schnellere, unblutige Behandlung angeboten, die allerdings keinen dauerhaften Erfolg verspricht: Dafür wird ein Hyaluronsäure-Gel unter örtlicher Betäubung unter das Fettgewebe gespritzt. Einfach freies Silikon zu spritzen ist dagegen gefährlich und in Deutschland nicht erlaubt. Inzwischen weiß man, dass die körperlichen Reaktionen auf dieses Fremdmaterial – wenn es nicht in ein "Kissen" verpackt ist – für den Rest des Lebens zum medizinischen Dauerbrenner-Problem werden können.

60 bis 70 Po-Operationen werden in der Mannheimer Klinik nach Auskunft von Solz in jedem Jahr durchgeführt. Brustvergrößerungen kommen fünfmal so häufig vor.

In Deutschland sei der Wunsch nach einer Po-Vergrößerung noch kein großes Thema, sagt die Psychologin Ada Borkenhagen, die an der Universität Leipzig zum Thema Schönheitseingriffe forscht. „Das kommt aus Lateinamerika, wo üppige Hintern ein Schönheitsideal sind.“ Als „Ausweitung des Trends, den gesamten weiblichen Körper zu gestalten oder zu designen“ könne der Hype um den Hintern aber durchaus noch kommen – wenn er auch hierzulande, „mit Ausnahme von Frauen, die Busen und Po für eine Karriere als Pornostar tunen“, weniger extreme Formen annehmen dürfte.

„Unser Schönheitsideal ist anders“, sagt auch die Plastische Chirurgin Eva-Maria Baur aus dem oberbayerischen Murnau, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie (DGPRÄC). Neben Schlankheit zähle vor allem Natürlichkeit. „Einen guten plastisch-chirurgischen Eingriff erkennt man ja gerade daran, dass keiner erkennt, dass er stattgefunden hat.“ Sie selbst hat bisher nur in wenigen Fällen körpereigenes Fett in den Po von Patienten gespritzt: In kleine Dellen, die etwa durch eine Spritzenbehandlung mit Cortison entstanden waren.

Ansonsten sei eher eine Straffung der „Reithose“ an den Oberschenkeln durch Fettabsaugen gefragt, um das Schlankheitsideal zu erfüllen. Oder ein gesamtes Bodylifting, mit dem das Gewebe nach einer extrem starken Gewichtsabnahme gestrafft wird.

Wer sich dagegen für sein Hinterteil eine größere und schönere Rundung wünscht, den würde die plastische Chirurgin lieber erst mal ins Fitnessstudio überweisen: „Wesentlich dafür ist der Muskel – und den kann man zunächst trainieren.“

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