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Pelle

© AFP

Organisertes Verbrechen: 42 Mafiaangehörige im Schnellverfahren vor Gericht

Rom versucht den Mafia-Krieg in Neapel in Griff zu bekommen. In einem ersten Schnellverfahren sind unter anderen auch die Mitverantwortlichen der Hinrichtungen von sechs Männern in Duisburg mit angeklagt. Währrenddessen appelieren sechs Nobelpreis-Träger an die italienische Regierung, Bestseller-Autor Roberto Saviano vor der Mafia zu schützen.

Im Zusammenhang mit dem Sechsfachmord von Duisburg hat am Montag in Italien der Prozess gegen 42 mutmaßliche Mafia-Mitglieder begonnen. Die Angeklagten sollen in Verbindung mit zwei verfeindeten 'Ndrangheta-Clans stehen, auf deren Fehde laut Ermittlungen auch die Schießerei vom August 2007 zurückgeht. Die Angeklagten würden ein nicht-öffentliches Schnellverfahren durchlaufen, erklärte Staatsanwalt Nicola Gratteri.

Die Angeklagten werden demnach allein auf Grundlage der im Ermittlungsverfahren zusammengetragenen Beweise und ohne mündliche Verhandlung beurteilt. Im Gegenzug können sie Strafminderung bekommen. Die kalabrische Anti-Mafia-Behörde hatte Ende Juli insgesamt 58 Verdächtige wegen Mitgliedschaft in einer mafiösen Vereinigung, Tötung und Waffenbesitzes angeklagt, darunter auch den flüchtigen Hauptverdächtigen der Tat in Duisburg. Der Prozess soll zwei bis drei Monate dauern.

Hinrichtungen in Duisburg waren Racheakt

Die italienische Polizei nahm Mitte September den Chef des kalabrischen Pelle-Vottari-Clans fest, Francesco Pelle, der auch in die Mafiamorde von Duisburg verstrickt sein soll. Der 32-Jährige soll der Auftraggeber für den Mord an der Frau des rivalisierenden Clan-Bosses Giovanni Nirta Weihnachten 2006 gewesen sein.

Die Ermordung der Frau des Chefs des mit Pelle verfeindeten Mafiaclans Nirta-Strangio gilt als Hintergrund der Schießerei vor einer Duisburger Pizzeria im August 2007. Dabei wurden sechs Italiener im Alter zwischen 16 und 38 Jahren regelrecht hingerichtet. Seit 1991 steht der Pelle-Vottari-Clan in einer blutigen Vendetta dem Nirta-Strangio-Clan gegenüber. Beide Mafiafamilien stammen aus San Luca im süditalienischen Kalabrien. Der Angriff von Duisburg soll eine "Racheaktion" für die Ermordung der Frau von Giovanni Nirta gewesen sein.

Nobelpreisträger fordern italienische Regierung zum Handeln auf

Es sei "nicht hinzunehmen", dass der Autor des Anti-Mafia-Buchs "Gomorrha" im Jahr 2008 mitten in Europa um sein Leben fürchten müsse, heißt es in einem am Montag in der italienischen Zeitung "La Repubblica" veröffentlichten Appell der Nobelpreisträger. "Mit unseren Unterschriften ... rufen wir den Staat auf, seine Verantwortung wahrzunehmen." Die süditalienische Mafia, die Camorra, hat mit der Ermordung Savianos noch vor Jahresende gedroht. Der 28-Jährige kündigte daraufhin an, er werde Italien verlassen.

Zu den Unterzeichnern des Schreibens gehören neben dem deutschen Schriftsteller Günther Grass auch sein türkischer Autorenkollege Orhan Pamuk, der frühere sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow und der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu sowie aus Italien der Literaturnobelpreis-Träger Dario Fo und die für ihre medizinischen Forschungen geehrte Rita Levi Montalcini. (mlAFP)

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