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Sturm an der Nordseeküste

© dpa

Orkan ''Tilo'': Dünenabbruch kostet Helgoland Millionen

Die Nordseeküste hat die erste schwere Sturmflut dieses Herbstes größtenteils ohne größere Schäden überstanden. Der Küstenschutz meldete jedoch Dünenabbrüche auf Inseln wie Langeoog und Juist. Auf Helgoland wurde der Pegelstand der bisherigen Rekordflut nur um 17 Zentimeter unterschritten.

In der größten deutschen Hafenstadt Hamburg wurde am Nachmittag mit 3,33 Metern über dem mittleren Hochwasser der Höchststand erreicht; hier standen nach Angaben der Feuerwehr unter anderem der Fischmarkt sowie Teile von Speicherstadt und Hafen-City unter Wasser. Einen noch höheren Pegelstand meldete nur das Ems-Sperrwerk bei Gandersum. Wie in Deutschland hielten sich die Flutschäden auch in anderen europäischen Ländern in Grenzen.

In Hamburg war die Sturmflut gegen 15:30 Uhr und damit etwa eine Stunde früher eingetroffen als erwartet. Mit 5,42 Metern über Normalnull habe sie aber noch etwa einen Meter unter dem historischen Höchststand von 1976 gelegen, sagte eine Sprecherin des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie. Auf der Insel Helgoland sei dagegen mit 2,50 Metern über dem mittleren Hochwasser - das sind 3,70 Meter über Normalnull - die bisherige Rekordflut nur um 17 Zentimeter unterschritten worden. Verglichen mit dem mittleren Hochwasser wurden die höchsten Pegelstände am Freitag nach Gandersum (3,44) und Hamburg im ostfriesischen Emden (3,29) sowie in Wilhelmshaven (3,08 Meter) gemessen.

Auf der Düne der Nordseeinsel Helgoland hat der Orkan massive Schäden angerichtet. Es sei zu befürchten, dass durch den Sturm Hunderttausende Kubikmeter Sand von der vorgelagerten Düne abgerissen wurden, sagte Helgolands Bürgermeister Frank Botter. Es seien Millionenschäden zu befürchten. Das genaue Ausmaß könne erst nach Abflauen des Sturms ermittelt werden, wenn es möglich sei, zur Düne hinüberzusetzen.

Botter betonte, der Sturm sei mit "ziemlicher Geschwindigkeit" über Deutschlands einzige Hochseeinsel hinweggefegt. Alteingesessene Helgoländer hätten vom heftigsten Sturm seit 1976 gesprochen. Dennoch seien auch im Unterland "alle trockenen Fußes". Lediglich einige Molen im Hafenbereich seien überspült worden.

Insel-Schäden blieben im Rahmen

Der Küstenschutz war auf das Eintreffen der Sturmflut vorbereitet gewesen. Deichwachen seien organisiert, Deichtore und Sperrwerke geschlossen worden, sagten übereinstimmend Sprecher in Husum (Schleswig-Holstein) und Norden (Niedersachsen). Teils starke Dünenabbrüche auf den Inseln Juist, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge hätten allerdings nicht verhindert werden können, sagte die Sprecherin des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Allerdings seien die Dünen im Sommerhalbjahr auch zu genau diesem Zweck für acht Millionen Euro mit Sand sowie teils mit Steindämmen verstärkt worden, insofern seien die Schäden im Rahmen geblieben.

In Schleswig-Holstein meldeten die Behörden unter anderem einen Stau von 67 Schiffen im Nord-Ostsee-Kanal, der wegen der hohen Wasserstände gesperrt war. Insgesamt sei die Nordseeküste "noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen", bilanzierte Küstenschutz-Chef Peter Beismann. Er rechnete damit, dass der ebenfalls unterbrochene Fährverkehr zu den Inseln noch am Freitag wieder aufgenommen werden könne.

An der englischen Küste konnten 500 Menschen in ihre vorübergehend evakuierten Häuser zurückkehren. Sie hatten die Nacht in Notunterkünften verbracht. Die Behörden meldeten lokale Überschwemmungen, in der am stärksten betroffenen Stadt Great Yarmouth in Norfolk standen mehrere Straßen unter Wasser. Berichte von überschwemmten Häusern gab es jedoch zunächst nicht.

Rotterdam: Hafen vollständig gesperrt

Der größte Hafen Europas im niederländischen Rotterdam war vorübergehend vollständig gesperrt. Erstmals seit seinem Bau 1997 wurde in der Nacht zum Freitag das Maeslant-Flutwerk zum Schutz vor den Wassermassen geschlossen. Auch alle anderen Sperrwerke des Landes waren dicht, die Deichüberwachung entlang der gesamten Küste alarmiert. Am Vormittag entspannte sich die Lage aber wieder. Die niederländische Versicherungsbranche bezifferte den landesweiten Gesamtschaden auf etwa 500.000 Euro - deutlich geringer als die Flutschäden vom Januar in Höhe von etwa 330 Millionen.

Die norwegische Ölförderung konnte nach der vorübergehenden Schließung mehrerer Plattformen noch am Freitag allmählich wieder anlaufen. In Belgien löste der Sturm über der Nordsee zwischenzeitlich einen Stau vor dem Hafen von Antwerpen aus, als zehn Schiffe sich an der Hafenzufahrt drängten, um hinein- oder hinauszufahren. (mit AFP/ddp)

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