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Verletzte nach Panik in Oberhausen.

© dapd

Panik bei Autogrammstunde: Kritik nach DSDS-Chaos

Die Panik bei der DSDS-Autogrammstunde, bei der am Sonntag in Oberhausen 60 Jugendliche verletzt wurden, lässt Erinnerungen an die Massenpanik bei der Duisburger Loveparade aufkommen. Nordrhein-Westfalens Innenminister prüft Konsequenzen.

Die Panik bei der DSDS-Autogrammstunde, bei der am Sonntag in Oberhausen 60 Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren verletzt wurden, lässt Erinnerungen an die Massenpanik bei der Duisburger Loveparade aufkommen. „Die Security-Leute haben mit Megafonen versucht, die Leute nach Hause zu schicken. Sie sind aber im Gekreische untergegangen“, beschreibt Oberhausens Polizeisprecher Uwe Weighardt die Lage am Shopping-Zentrum CentrO, um das sich etwa 20 000 Fans drängten. Erst die Lautsprecherdurchsagen der zur Hilfe gerufenen Polizei konnten die Veranstaltung schließlich langsam auflösen.

RTL, der TV-Sender, der das Casting-Format ausstrahlt, weist jede Schuld von sich: „Wir sind nicht Veranstalter“, heißt es in einer Stellungnahme mit Verweis darauf, dass die Autogrammstunde nicht von RTL, sondern vom Veranstaltungszentrum CentrO organisiert worden sei. Ganz unbeteiligt sind die Fernsehmacher an der Autogrammstunde nicht. RTL bewarb das Event im Vorfeld als „die Gelegenheit für alle DSDS-Fans die Superstar-Anwärter hautnah zu erleben“. Ein Vertreter der DSDS-Produktionsfirma hatte in der „Münsterschen Zeitung“ gesagt, der Sicherheitsaspekt stehe „ganz weit vorne“. Das Management des Veranstalters CentrO macht den unerwartet großen Besucherandrang verantwortlich. „Ein uns angekündigtes Fanaufkommen von etwa 3000 bis 5000 Fans wäre mit unserem Sicherheitskonzept absolut beherrschbar gewesen“, sagt CentrO-Sprecher Marcus Remark. Doch mit den 20 000 Fans waren die Veranstalter offensichtlich überfordert. Dabei hätten die Veranstalter gewarnt sein können: Schon bei DSDS-Autogrammstunden im vergangenen Jahr in Bochum und Duisburg kamen mehr Fans als erwartet, es gab mehrere Verletzte.

Scharfe Kritik übt die Stadt Oberhausen an der Planung des Veranstalters. Das Management habe die Behörden „weder frühzeitig noch schriftlich informiert“, sagt Stadt-Sprecher Rainer Suhr. Erst drei Tage vor dem Event habe es eine „telefonische Ankündigung einer Autogrammstunde“ gegeben, sagte Suhr. Für die angegebene Besucherzahl sei kein formales Antragsverfahren nötig gewesen. Üblich sei jedoch, die Stadt frühzeitig in Kenntnis zu setzen. Die Kommune kritisiert zudem, dass die Feuerwehr erst um 14 Uhr 54 zur Hilfe gerufen wurde – fast zwei Stunden, nachdem der Veranstalter den Ort geschlossen hatte. Die Polizei Oberhausen hat mittlerweile eine Ermittlungskommission gebildet: 16 Polizisten sollen aufklären, warum es zu der Panik gekommen ist, sagte Polizeisprecher Weighardt. Bei der zuständigen Staatsanwaltschaft in Duisburg, „zeichnet sich ab, dass es ein Verfahren bei uns geben wird“, sagte Oberstaatsanwalt Rolf Haferkamp. Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger will überprüfen, ob der Sicherheitserlass für Großveranstaltungen nachgebessert werden muss. Das Innenministerium hatte Sicherheitsvorschriften für Großveranstaltungen nach der Loveparade-Katastrophe verschärft. Diese Regeln greifen jedoch nur bei Veranstaltungen unter freiem Himmel mit mehr als 5000 Teilnehmern.

Johannes Pennekamp

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