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Papst-Wohnhaus: Im Garten des Heiligen Vaters

Für Kater Chico ist alles anders, seit im April 2005 weißer Rauch über der Sixtinischen Kapelle aufstieg. Sein geliebter Joseph Ratzinger wurde Papst Benedikt XVI. - und Chico wird nicht mehr von ihm besucht.

Pentling - Vorbei sind die zweisamen Stunden im Garten im oberpfälzischen Pentling, vorbei die Abende in Ratzingers wärmender Stube. Und diese Medien. Sogar in der italienischen Hauptstadt haben sie Chico auf die Titelseite genommen, alle wollen sie ihn streicheln, fotografieren und filmen. "Scheu ist er geworden", sagt Chicos Besitzer Rupert Hofbauer, der neben dem Haus des Papstes wohnt. "Er spürt den Trubel und vermisst Papst Benedikt."

Aber der siebenjährige Kater mit den beige-braunen Streifen darf hoffen: Am 13. September kommt der Papst nach Pentling, um dort einige Stunden in seinem Haus zu verbringen. Vielleicht darf Chico mit hinein. Vielleicht ist für ein paar Stunden alles wie früher.

Hofbauer und Ratzinger kennen sich seit Jahrzehnten: "Der Papst hat 1969 gebaut, wir 1970", erklärt der pensionierte Regensburger Brandmeister. Benedikt sei für ihn "ein liebenswürdiger Mensch und ein hervorragender Nachbar - man kann sich einfach keinen besseren vorstellen". Am Leben von Hofbauer, seiner Frau Therese und ihren drei Kindern habe Ratzinger stets Anteil genommen und mit ihnen "über alles mögliche gesprochen". Ein Thema hat Hofbauer dabei aber lieber ausgespart: "Bei geistlichen Angelegenheiten hab ich einen Rückzieher gemacht. Da weiß er so viel, da musste ich einfach passen."

Papst ist ein großer Katzenfreund

Chico war laut Hofbauer "völlig auf den Papst bezogen". Wenn der damalige Erzbischof von München und Freising von der Messe heimgekommen sei, habe der Kater immer schon auf ihn gewartet. Dann sei er schnell in dessen Haus gehuscht, weil er einfach gemerkt habe, "dass der Papst ein großer Katzenfreund ist".

Hofbauer ist nicht nur Benedikts Nachbar, sondern seit 1977 auch dessen Hausmeister. Während er erzählt, rollt langsam ein Auto an der Papst-Hofeinfahrt vorbei. Zwei ältere Damen und ein Herr im Wageninneren mustern Hofbauer und das Haus. Chico flitzt davon. "Den hat einmal ein Auto angefahren", sagt Hofbauer. "Seitdem ist er da sehr vorsichtig - wenn er eines hört, ist er weg." Das werde bei Benedikt XVI. und seiner Eskorte nicht anders sein. "Aber wenn er dann den Heiligen Vater sieht, dann kommt er bestimmt", ist er sich sicher.

Hofbauer geht durch den Vorgarten, vorbei an seinen Bienenstöcken, die seit Jahren im Garten des Papstes stehen. Dem sei das recht, denn "der weiß einfach, was die Natur braucht, und ein Bienenfreund ist er ja auch". Nach Angaben des Hobbyimkers ist die Honigernte im Jahr des Papstbesuchs besonders gut. "35 Pfund sind schon abgeschleudert. Am 13. September geht der Großteil davon nach Rom", kündigt Hofbauer an. "Klar, das ist ja schließlich der Honig vom Papst."

Nachbar bereitet Papst-Wohnhaus für Besuch vor

Hofbauer und seine Frau bringen seit Monaten das Anwesen des Papstes für dessen Besuch in Ordnung - die Details haben sie im Dezember bei einer fünfstündigen Privataudienz in Rom geklärt. Seither haben die beiden gemeinsam mit Berufsschülern aus Weiden den Zaun erneuert, die Terrasse gepflastert und den Garten neu bepflanzt. Die Rosen sind laut Hofbauer extra so geschnitten, dass sie erst im September blühen - sie seien schließlich die Lieblingsblumen des Heiligen Vaters. Dann deutet er auf den Brunnen in der Mitte des Gartens. "Da stellen wir noch eine Madonna drauf", erklärt er. "Aber erst kurz bevor der Papst kommt - nicht, dass sie gestohlen wird."

Bis Anfang September gibt es noch eine Menge zu tun: Demnächst beginne der Generalputz im Haus. Ein neues Klingelschild müsse auch noch her, eines mit der Aufschrift "Papst Benedikt" - das mit "Professor Ratzinger" habe schließlich ausgedient.

Neben der Klingel hängt die Hausnummer 9. Eigentlich steht Benedikts Haus aber in der Bergstraße 6. Hofbauer nimmt die Nummer ab, stellt sie auf den Kopf und befestigt sie wieder. "So, jetzt stimmt's", sagt er. "Da hat dem Papst jemand einen Streich gespielt. Ja, auch so was kommt immer wieder vor."

(Von Philipp Grüll, ddp)

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