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Panorama: Party für Gunter

Der Playboy Sachs feiert heute seinen 70. Geburtstag

Rolf Eden möge verzeihen, aber die Bundesrepublik Deutschland hat in ihrer Geschichte nur einen Mann gekannt, der die Berufsbezeichnung „Playboy" zu Recht getragen hat. Und auch, wenn Gunter Sachs heute 70 Jahre alt wird und schon lange keine orgiastischen Feste mehr feiert – dass er auch ein ernst zu nehmender Fotograf und Kunstsammler, Filmproduzent, Astrologe und Textilienhändler ist, wird mit seinem Namen nicht in dem Maße verbunden, als eben jene englische Übersetzung einer Daseinsform, die mit dem deutschen Wort „Spielbub" nur unzureichend auszudrücken ist. „Spielbub“ – dieses Wort verwendet Gunter Sachs auf seiner Homepage selbst.

Der mit den Frauen spielte. In einem Seminar für angehende Journalisten an der Universität Tübingen streckten gestern Morgen sieben von 15 Studenten den Finger in die Höhe – auf die Frage, wer mit dem Namen Gunter Sachs nichts anfangen könne. Das ist traurig, denn eigentlich gehört die Biographie von Gunter Sachs in jedes zeitgeschichtliche Lehrbuch. Schließlich hat dieser Mann in der Nachkriegszeit mehr für das Ansehen dieser Republik getan, als mancher deutsche Außenminister. Spätestens zu seiner Heirat mit Brigitte Bardot 1966 musste die Welt ihr Bild vom tumben und plumpen Teutonen korrigieren. Er hat sie gehabt, die alle haben wollten. Das erregte Aufsehen im internationalen Jet-Set – auch wenn die Ehe mit BB nur drei Jahre währte, er war in dieser Zeit wohl der am meisten beneidete Mann.

Es folgten Affären mit Ex-Kaiserin Soraya und auch mit vielen unbekannten Schönheiten. Das Geld allein, das Sachs durch seine Erbanteile an der Motorenfabrik Fichtel & Sachs zu einem der reichsten Junggesellen machte, kann es nicht gewesen sein. Sachs verkörperte mehr als nur Reichtum, er personifizierte den Traum vom sorgenfreien Leben. Ein Vagabundenleben auf höchstem Niveau. Ohne festen Wohnsitz, aber immer irgendwo zuhause in einer Luxussuite zwischen London, München, St. Tropez und St. Moritz. Sachs und Sex. Wo er war, da glitzerte es. „Seine Parties“, sagt der Klatschreporter Michael Graeter, der Sachs noch aus den heißen 60er Jahren kennt, „waren die schönsten". Mal regnete es Rosen, mal servierten Schauspieler das Menü. Mal kopulierte er bei Vollgas auf dem Heck seiner Yacht. Schon lange ist es ruhiger um ihn geworden. Er kann damit leben, dass man ihn auf die Kategorie Playboy festgenagelt hat. „Über Playboys schreibt man eben lieber als über Statistik", sagte er einmal dem „Spiegel". Doch als Fotograf und Kunstsammler ist seine Leidenschaft ungebrochen. Er, der sich einen „unsteten Menschen“ nenn, besitzt eine der bedeutendsten Sammlungen zeitgenössischer Kunst. Schon während seines Mathematikstudiums in Lausanne entdeckte er sein Interesse für die Fotografie. Heute wandern seine „surrealen Fotografien“ in Ausstellungen rund um den Globus.

Wer sich auf seine Homepage www.gunter.sachs.de verirrt, der kann aber auch feststellen, dass selbst ein Playboy im Alter so wird wie Fischers Fritz. Seitenlang lamentiert Gunter Sachs da über seinen Ärger mit bayerischen Behörden bei der Verlängerung seiner Jagdpacht. Schön, denkt man, auch nur ein Mensch.

Seine jüngste Leidenschaft ist die Astrologie. 1995 gründete er ein Astrologie-Institut und veröffentlichte den Bestseller „Die Akte Astrologie“. „Die Playboys sind so tot wie die Musketiere oder Troubadoure“, sagt Sachs jetzt. Heute Abend feiert Gunter Sachs auf seinem idyllisch gelegenen Jagdhaus in der Rechenau bei Rosenheim mit alt gewordenen und jung gebliebenen Freunden und seiner Frau Mirja Larsson. Seit 33 Jahren ist er mit dem ehemaligen Model verheiratet.

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