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Update

Pentagon und Kapitol evakuiert: Heftiges Erdbeben an US-Ostküste verläuft glimpflich

Aufatmen an der US-Ostküste: Ein ungewöhnlich heftiges Erdbeben rüttelte an den Nerven der Einwohner, verlief aber glimpflich. Obama lässt sich im Urlaub in Massachusetts ständig auf dem Laufenden halten - auch sein Weißes Haus hat gewackelt.

Ein ungewöhnlich heftiges Erdbeben der Stärke 5,8 hat am Dienstag weite Teile der amerikanischen Ostküste erschüttert, ist aber anscheinend glimpflich verlaufen. Bis zum Abend (Ortszeit) gab es keine Berichte über ernste Verletzungen oder schwerere Schäden. Die Erdstöße waren von Nord- und Süd-Carolina über Washington, New York und Boston bis nach Kanada zu spüren. In Washington wurden zahlreiche Regierungsgebäude vorübergehend evakuiert. Auch das Weiße Haus wackelte, Mitarbeiter flüchteten ins Freie. Präsident Barack Obama hielt sich zur Zeit des Bebens gegen 14 Uhr nicht in der Bundeshauptstadt auf, stand aber in engem Kontakt mit seinen engsten Sicherheitsexperten. Nach Angaben der Erdbebenwarte USGS lag das Epizentrum nahe der Ortschaft Mineral im US-Bundesstaat Virginia, rund 130 Kilometer südlich von Washington. Laut Medienberichten war es das stärkste Beben in der Region seit mehr als 100 Jahren und sogar noch im kanadischen in Toronto zu spüren. Dennoch gab es anscheinend eher geringfügige Schäden. So waren im US-Fernsehen lediglich vereinzelte Bilder von zerstörten Schornsteinen, herabgestürzten Dachpfannen und aus Häuserwänden herausgebrochenen Ziegelsteinen vor allem in Virginia zu sehen. Nach Medienberichten ging zudem in zahlreichen Wohnstuben Porzellan zu Bruch. In Zentrum von Washington hatten am Nachmittag Tausende Menschen die Bürgersteige gefüllt, nachdem insbesondere mehrstöckige Häuser evakuiert worden waren. Auch das Außenministerium, das Hauptquartier der Bundespolizei FBI sowie große Teile des Kongressgebäudes wurden geräumt. In Arlington vor den Toren der Bundeshauptstadt flüchteten Tausende Menschen aus dem Pentagon, dem größten Behördengebäude der Welt, ins Freie.

“Ich habe zuerst gedacht, jemand rüttelt an meinem Stuhl“, sagte die Senats-Angestellte Wendy Oscarson-Kirchner.
“Dann habe ich gedacht, vielleicht ist es eine Bombe.“ Die Restaurant-Angestellte Heather Kennaway in Boston verspürte wie viele andere ein flaues Gefühl in der Magengegend: “Ich fühlte mich schwindelig und dachte, ich sollte mehr Wasser trinken.“ Erdbeben dieser Stärke sind an der US-Ostküste extrem selten. Aufgrund der Bodengegebenheiten konnten sich die Erdstöße Experten zufolge weit ausbreiten. Da sich die Erschütterung in einer Tiefe von lediglich einem Kilometer ereignete, war sie besonders deutlich zu spüren. Auch die Gefahr für Schäden ist höher. Diese blieben aber nach ersten Erkenntnissen aus. An der Kathedrale in Washington - dem höchsten Gebäude der Stadt - brachen drei Spitzen des zentralen Turms ab.
Auch in Marthàs Vineyard (Massachusetts), dem derzeitigen Urlaubsort von Obama, bebte die Erde - just, als sich der Präsident auf dem Golfplatz aufhielt. Obama ließ sich sofort über Telefon unterrichten und konferierte mit wichtigen Sicherheitsberatern.
Auf den Flughäfen in den Metropolen Washington, Baltimore, Philadelphia und New York normalisierte sich der Flugverkehr am Abend wieder, nachdem er zuvor für kurze Zeit gestoppt worden war. Auch die meisten Handys funktionierten wieder: Nach dem Beben war das Netz wegen völliger Überlastung stundenlang zusammengebrochen. In New York beruhigte Bürgermeister Michael Bloomberg auf einer Pressekonferenz die Einwohner, nachdem auch hier das Beben an den Nerven vieler Menschen gerüttelt hatte.
Ein in Virginia gelegenes Atomkraftwerk schaltete sich automatisch ab, nachdem es nicht mehr mit Strom versorgt wurde. Notstromagregate sprangen jedoch sofort an und kühlen die beiden Reaktoren. Der Betreiber Dominion Resources konnte keine größeren Schäden an dem AKW feststellen. Auch für den Stromausfall gibt es noch keine Erklärung. Das AKW sollte solange abgestellt bleiben, bis sicher ist, dass gefahrlos wieder angefahren werden kann, sagte ein Sprecher. Der US-Atombehörde NRC zufolge haben zwölf weitere Mailer nach dem Beben “ungewöhnliche Vorkommnisse“ - die niedrigste Stufe der Notfallskala - gemeldet. Alle liefen aber weiter.
Auch an der Wall Street war das Beben zu spüren, die Kurse gaben nur kurz und leicht Gewinne ab. Der Handel wurde nicht unterbrochen.
(dpa/Reuters)

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