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Mehrere Autos am Tatort sollen durch Schüsse beschädigt worden sein.

© dapd

Pforzheim: Messerstiche und Schüsse bei Rocker-Streit

Bei einer brutalen Auseinandersetzung zweier verfeindeter Rockergruppen sind mehrere Menschen verletzt worden. Offenbar hatten Mitglieder der "Hells Angels" ihre Widersacher gezielt aufgelauert.

Zwei verfeindete Rockergruppen sind am Samstagmorgen in Pforzheim brutal aufeinander losgegangen, drei Menschen wurden dabei verletzt. Es sei auch geschossen worden, teilte die Polizei mit. Ein 31 Jahre alter Mann - Mitglied der Rockergruppe „United Tribuns“ - sei mit schweren Stichverletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden. „Er schwebt noch in Lebensgefahr“, sagte ein Polizeisprecher. Die Ermittler gehen davon aus, dass die „Hells Angels“ bewaffnet mit Messern, Macheten und Reizgas die Vereinigung „United Tribuns“ an ihrem Treffpunkt angegriffen hatten. Das Motiv ist unklar. Die Verdächtigten schweigen.

Am Morgen hatten sich einige Mitglieder der „United Tribuns“ aus dem Raum Pforzheim am Parkplatz eines Lebensmitteldiscounters versammelt. Sie sind Türsteher und haben gerade ihre Nachschicht beendet. Plötzlich tauchten nach Angaben der Polizei die „Hells Angels“ auf und schlugen mit Baseballschlägern die Scheiben von drei Fahrzeugen der „United Tribuns“ ein. Dann begann der Kampf. Schüsse fielen. Durch einen Notruf verständigt, rückte die Polizei an. Die Einsatzkräfte nahmen noch am Tatort 14 verdächtige Schläger fest.

Ein Rocker der „Hells Angels“ erlitt durch einen Schlag eine schwere Verletzung am Kopf. Ein weiteres 25-jähriges Mitglied der Rockerband wurde mit einer Machete verletzt. Ein Anhänger der „United Tribuns“ wurde durch tiefe Messerstiche in den Bauch lebensgefährlich verletzt. Ein Teil der „Hells Angels“ entging laut Polizei zunächst der Festnahme und flüchtete zum Clubheim. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei umstellte das Gebäude und stürmte die Vereinsräume. Dabei nahmen die Polizisten 13 weitere Verdächtige fest.

Vor allem die „Hells Angels“ sorgen mit Straftaten immer wieder für Schlagzeilen. Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) forderte ein bundesweites Verbot von Rockerclubs. Dies sei seiner Meinung nach die beste Lösung gegen die zunehmende Gewalt der Gruppierungen, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Die Innenministerkonferenz habe bereits im Mai Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) gebeten, ein bundesweites Verbot der Rockerbanden zu prüfen.

Nach Angaben des Bundeskriminalamtes weiten deutsche Rockerbanden ihre kriminellen Aktivitäten ins Ausland aus. „Wir erleben eine Expansion der Rockergruppen über die Grenzen Deutschlands hinaus, vor allem nach Südosteuropa, in die Türkei und nach Albanien“, sagte der Vize-Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Jürgen Stock, der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Deutsche Rockervereinigungen seien dort etwa im Schmuggel von Drogen, aber auch in den Bereichen Erpressung und Menschenhandel aktiv. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte der Zeitung, die großen Rockergruppen hätten neue Untergruppen gegründet. Sie seien „deutlich auf Expansionskurs“.

(dpa)

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