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Panorama: Pfusch am Bau

Mit der Verzweiflung über die Zerstörungen durch das Erdbeben stieg auch die Wut der Menschen über die Behörden. Schlamperei, mangelnde Kontrollen und fehlende Bauvorschriften haben sich nun gerächt und zu unnötig vielen Opfern geführt, hieß es.

Mit der Verzweiflung über die Zerstörungen durch das Erdbeben stieg auch die Wut der Menschen über die Behörden. Schlamperei, mangelnde Kontrollen und fehlende Bauvorschriften haben sich nun gerächt und zu unnötig vielen Opfern geführt, hieß es. Merkwürdigerweise seien viele fast neue Wohnhäuser eingestürzt, während alte Bauten, die noch aus der französischen Kolonialzeit stammten, das Beben überstanden hätten.

„Die Schuldigen müssen vor Gericht gestellt werden“, ruft Bulouenes Sidiali in dem Ort Rouiba, der seit der ErdbebenNacht ebenfalls in Ruinen liegt, in die Mikrofone. „Das sind Kriminelle.“ Sidialis Wohngebäude war gerade erst vor sechs Monaten fertig geworden. Hier, wie bei vielen neuen Wohngebäuden in den Vorstädten Algiers sei gepfuscht worden. Man habe zu viel Sand in den Zement gemischt, um Geld zu sparen. „Dafür müssen wir jetzt mit dem Leben bezahlen.“ Diese Kritik richtet sich vor allem an Algeriens Regierung unter Staatspräsident Abdelasis Bouteflika, die ohnehin mit dem Rücken zur Wand steht.

Ihr werden Korruption und Unfähigkeit vorgeworfen. Armut, Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot und Trinkwasserprobleme werden jedes Jahr größer. Nicht selten müssen sich gleich mehrere Familien eine Wohnung teilen. Nicht wenige schlafen in den Treppenhäusern.

Von der Not profitieren vor allem die Islamisten, die in den Armenvierteln und in den Trabantenstädten vor den Toren der Hauptstadt Algier mit Sozialarbeit und religiösen Botschaften immer mehr Anhänger gewinnen. „Die Gebäude haben in einer Weise versagt, die darauf schließen lässt, dass selbst die Grundregeln des Häuserbaus nicht beachtet worden sind“, sagte der deutsche Baustatik-Professor Konstantin Meskouris. Ähnlich äußerten sich auch andere Experten in Algerien und im Ausland. ze

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