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Philippinen: Schlammlawine fordert 500 Tote und Vermisste

Zwei Tage nach dem Abgang der verheerenden Schlammlawine in der Region Bicol geraten Angehörige der Verschütteten in Verzweiflung. Die Zahl der gefundenen Leichen nimmt stündlich zu.

Legaspi - Rund 500 Tote und Vermisste zählten die philippinischen Rettungskräfte am Samstag. Die Schlammmassen, die sich bei schweren Regenfällen am Abhang des Vulkan Mayon aus der Vulkanasche bildeten, drangen in mehr als 500 Dörfer im Herzen des philippinischen Inselreichs ein, wie eine Mitarbeiterin des Roten Kreuzes berichtete. Zwei Dörfer seien "von der Landkarte radiert". Viel Hoffnung auf die Rettung weiterer Überlebender machten sich die Hilfskräfte nicht.

In der Provinzhauptstadt Legaspi sorgte der Taifun Durian für ein Bild der völligen Verwüstung, wie ein AFP-Reporter von einem Hilfsflug in das Katastrophengebiet berichtete. Tier-Kadaver, Autowracks und Schutt säumten die Straße in Richtung des Orts Guinobatan. Überlebende machten sich auf den Weg nach Legaspi in der Hoffnung auf Lebensmittel und Unterkunft. Von vielen Dörfern ließ die Schlammlawine nicht mehr als ein paar Hauswände zurück. Von dem Örtchen Cullat, in dem einmal etwa 60 Häuser standen, ragten am Samstag aus dem Schlamm nur noch die Reste einer einzigen Behausung hervor. Mit schwerem Gerät begannen die Rettungskräfte zunächst die Straßenverbindungen von den Überresten der tödlichen Lawine zu räumen.

Bevölkerung wurde vor herannahendem Taifun gewarnt

"Als der Schlamm kam, sind wir hinausgelaufen", berichtete die 22-jährige Rea Buen: "Ich drehte mich um und sah, wie Verwandte und Freunde vom Schlamm weggerissen wurden - alles was ich tun konnte war zuschauen." Überlebende gruben mit Schaufeln und notdürftig zusammengetragenem Gerät nach den Leichen ihrer Verwandten und Nachbarn. Es sei möglich, dass noch hunderte Leichen gefunden würden, sagte der für den Rettungseinsatz verantwortliche Cedric Daep. Auch Provinzgouverneur Fernando Gonzales ließ die Hoffnung sinken. Es scheine keine weiteren Überlebenden zu geben. "Wir sind nicht sehr optimistisch."

Die Gefährlichkeit der Region war den Behörden bekannt. Nachdem der Vulkan im August wieder an Aktivität gewann, waren etwa 30.000 Menschen aus dem Gebiet geflohen, kehrten aber trotz aller Warnungen in ihre Heimatorte zurück. Die Regierung habe die Bevölkerung vor den Gefahren wegen des herankommenden Taifuns drei Tage zuvor gewarnt, sagte der Leiter der staatlichen Wetterstation Nathaniel Cruz.

Jedes Jahr im Schnitt 20 Wirbelstürme

Vor allem der Norden und die zentraler gelegenen Inseln der Philippinen werden jedes Jahr im Durchschnitt von 20 Wirbelstürmen getroffen. Zugleich sorgen die 18 aktiven Vulkane der Inselgruppe im Durchschnitt täglich sechsmal dafür, dass die Erde bebt.

Diese Mischung sorgt für die gefährlichen Schlammlawinen, die sogenannten Lahare, die sich bei schweren Regenfällen aus den Ablagerungen großer Mengen von Asche an den Abhängen der Vulkane bilden und sich sehr schnell abwärts wälzen. Auf der östlich gelegenen Insel Leyte hatten in diesem Jahr schwere Regenfälle in dem ländlichen Gebiet von Guinsaugon eine Schlammlawine ausgelöst, die etwa 1800 Menschen in den Tod riss. (tso/AFP)

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