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Panorama: Platinum Europe Award: Industrie vergibt in Brüssel Auszeichnungen für Plattenmillionäre - Kampf gegen CD-Piraterie im Internet gefordert

Helmut Lotti findet es wunderbar, und Lene von der Gruppe Aqua findet es großartig. Sogar Phil Collins fühlt sich nach Jahrzehnten im Musikgeschäft und zahlreichen Auszeichnungen noch geehrt.

Helmut Lotti findet es wunderbar, und Lene von der Gruppe Aqua findet es großartig. Sogar Phil Collins fühlt sich nach Jahrzehnten im Musikgeschäft und zahlreichen Auszeichnungen noch geehrt. Die drei gehören zu neun, die am Donnerstagabend in Brüssel dafür ausgezeichnet wurden, dass sie von einem Plattenalbum über eine Million Stück verkauft haben. Sie erhielten den Platinum Europe Award - einen Preis, der seit drei Jahren von der IFPI, dem internationalen Verband der Plattenindustrie, vergeben wird. Als einziger Deutscher und Newcomer im Business erhielt Sasha die Trophäe für sein erstes Album "Dedicated to ..."

Sasha - mit Cowboyhut, denn er kam gerade aus den USA eingeflogen - empfand ein "schönes Gefühl" dabei, "ein Fan-Geschenk" zu bekommen. Aber eigentlich war er nicht wegen der Auszeichnung aufgeregt, sondern ob der Aussicht, Phil Collins kennen zu lernen. Weil der schon so lange dabei sei, betrachte er ihn als Vorbild. Collins selbst fühlte sich eher ein bisschen beschämt, denn er wusste bis zum letzten Moment nicht, dass er selbst einen Europe Award bekommen sollte. Eingeladen war der Ex-Genesis-Musiker eigentlich, um die Show zu moderieren. Er überreichte die Auszeichnungen außerdem an die Cardigans, an Jean Michel Jarre, Hevia, Alejandro Sanz und die Corrs. Seinen eigenen Preis erhielt er von EU-Kommissar Neil Kinnock.

Kinnock und EU-Kommissionspräsident Romano Prodi gehörten zu den Polit-Stars des Abends. Während Prodi aber nur gekommen war, um sich zu entspannen, erinnerte Kinnock auch ans Geschäft. Europa mit seinem Drittel Anteil am weltweiten Plattenumsatz komme eine große Bedeutung zu. Zwölf Milliarden Euro würden jährlich dabei umgesetzt und 600 000 Arbeitsplätze hingen davon ab, berichtete er. Kinnock versprach auch, dem Missbrauch von Urheberrechten im Internet einen Riegel vorzuschieben. "Die Wahrheit ist, dass die Piraten Investitionen kaputtmachen, Vielfalt, Gelegenheit und Qualität untergraben - und die Musiker wie ihre Fans haben dabei das Nachsehen", sagte der Kommissar und leitete damit Wasser auf die Mühlen der irischen Band The Corrs und des französischen Komponisten Jean Michel Jarre, die gegen Raubdateien zu Felde ziehen und bereits 1400 Unterschriften gesammelt haben.

Nach dem Ausflug ins Politische wurde Kinnock wieder locker. Er selber sei der Leadsänger einer Brüsseler Gruppe namens Eurokraten, die eine besondere Art von Techno spielten. Techno wurde bei der Show nicht geboten, doch auf Live-Unterhaltung mussten die Stars nicht verzichten. Spice-Girl Mel C, Herbert Grönemeyer und der Italiener Luciano Ligabue sorgten für die richtige Stimmung unter den Kollegen. Mel C freute sich, obwohl sie keine Auszeichnung erhielt, einfach über die Gelegenheit, dabei zu sein. Dass ihre Fans auch nach der Trennung von den anderen Spice Girls zu ihr halten, beruhigt sie.

Alle reden über ihre Pläne, über anstehende Plattenprojekte und geplante Touren. Sasha will im September auf Europatour gehen und sich ansonsten der Schauspielerei widmen. Er bekomme schon Angebote, doch wolle er erst noch Schauspielunterricht nehmen, verrät er. Und auch Phil Collins ist in Gedanken schon bei der Zukunft. Er arbeitet an einem Zeichentrickfilm mit Walt Disney. Der Einzige, der sich Sorgen macht, ist der Belgier Lotti. Denn der ist gerade in ein kleineres Haus umgezogen und weiß noch nicht, wo er für die neue Trophäe Platz findet.

Claudia Kemmer

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