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Die Ostsee - auch bei Politikern beliebt.

© dpa

Politiker im Urlaub: Im Wahlkampf gern auch an die Ostsee

Der Wahlkampf läuft erst langsam an. Die Spitzenpolitiker gönnen sich vor der heißen Phase noch ein Päuschen. Bei einigen aber lautet die Devise: Lieber nicht zu weit weg.

Wegen der Bundestagswahl fällt der Sommerurlaub für Deutschlands Spitzenpolitiker kürzer aus als sonst. Für Merkel und Co. gilt: Keine Experimente. Also fährt man da hin, wo man immer hinfährt. Oder an die Ostsee - weil man von dort aus schnell in Berlin ist.

Die Kanzlerin hält noch durch. An diesem Mittwoch ist noch einmal Kabinett und am Freitag große Pressekonferenz. Aber dann verabschiedet sich auch Angela Merkel in Richtung Urlaub: Zunächst einmal für zwei Tage CDU-„Bädertour“ an Nord- und Ostsee, wo jetzt schon viele Sommerfrischler sind, dann zur Premiere der Wagner-Festspiele in Bayreuth und schließlich in die Ferien. Wie jedes Jahr: Südtirol, gefolgt von einigen Tage in ihrer Datsche in der Uckermark. Nur etwas kürzer als sonst.

Merkel liegt damit ziemlich im Trend. Wegen der Bundestagswahl am 22. September haben Deutschlands Spitzenpolitiker für Erholung dieses Jahr weniger Zeit. Der Wahlkampf läuft längst. Mitte August geht er in die heiße Phase - auch wenn sich selbst in Berlin viele das im Augenblick noch nicht so recht vorstellen können. Spätestens dann ist die Auszeit für die Spitzenleute der Parteien vorbei.

In so einem Fall verlässt man sich auf das, was man kennt. Also fahren viele Politiker dahin, wo sie immer hinfahren: Merkel (ebenso wie SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier) nach Südtirol, Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) nach Sylt, Guido Westerwelle (FDP) nach Mallorca. Der Außenminister hat dort zusammen mit Ehemann Michael Mronz seit einigen Jahren ein eigenes Haus („Da finden wir Ruhe, ohne dass uns schon morgens beim Kaffee jemand fotografiert.“).

Beliebt ist in diesem Jahr auch Urlaub auf Balkonien. Prominentester Zuhause-Urlauber ist SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, der - mit einer kurzen Unterbrechung für den Wahlkampf in Bayern, wo schon am 15. September ein neuer Landtag gewählt wird - zehn Tage in Bonn bleibt: Lesen will er und Rad fahren. Außerdem stehen zwei Familienfeiern an. In Familie macht auch die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth, daheim in Süddeutschland.

Arbeitsministerin Ursula von der Leyen urlaubt ebenfalls in den eigenen vier Wänden. „Ferien machen kann ich wegen des Wahlkampfs nicht“, klagt die CDU-Politikerin aus Niedersachsen. „Aber da, wo wir wohnen, ist es wie Urlaub, wenn ich zu Hause bin und keine Termine habe.“ Noch weniger Zeit hat dem eigenen Bekunden nach Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU): „In diesem Jahr fällt der Sommerurlaub aus. Mein Terminkalender ist randvoll.“ Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel lässt ausrichten, dass er sich nach einigen Tagen in Dänemark jetzt schon im „Dauerwahlkampf“ befinde.

Als Zwischenlösung für Leute, die nicht ganz so unentbehrlich sind, hat sich unter Politikern die Ostsee etabliert. Hier gilt die Regel: „Wenn was passiert, ist man in zweieinhalb Stunden wieder in Berlin.“ Vizekanzler Philipp Rösler zum Beispiel hat sich mit Frau und Zwillingstöchtern schon vor einer Weile dorthin verabschiedet. In Vertretung der Kanzlerin darf der FDP-Chef dann Ende Juli das Kabinett leiten.

Eine Sonderrolle hat in diesem Jahr Gesundheitsminister Daniel Bahr. Der FDP-Mann macht nach der Geburt der ersten Tochter keine Ferien, sondern drei Wochen Babypause - was ihn allerdings nicht daran hindert, zuvor noch fleißig Interviews zu geben. Aber mit Medienpause nehmen es in diesem Sommer auch andere nicht so genau. Wahlkampf ist Wahlkampf. Und überhaupt: Einige werden nach dem 22. September noch viel länger Urlaub machen können als ihnen lieb ist. (dpa)

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