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Polizistinnenmord: Jagd auf ein Phantom

Knapp acht Wochen nach dem Mord an einer Polizistin in Heilbronn hat die Polizei eine erste heiße Spur. Die Ermittler stehen dabei vor einer schwierigen Herausforderung.

Die Polizei in Heilbronn spricht von einem "Durchbruch" im Fall der ermordeten 22-jährigen Polizistin. Doch die Erkenntnis, dass der Mord höchstwahrscheinlich von einer europaweit gesuchten Serientäterin verübt wurde, stellt die Beamten vor neue Herausforderungen: In den vergangenen 14 Jahren hat die Gesuchte ihre Spuren europaweit an mehr als 20 Tatorten hinterlassen - und ist den Fahndern immer durchs Netz gegangen. Die Ermittler jagen einem Phantom hinterher - sie wissen über das Alter und Aussehen der Frau ebenso wenig wie über ihren derzeitigen Aufenthaltsort.

Als sicher gilt nur: Die Täterin ist skrupellos, raffiniert und äußerst brutal. Die Bluttat in Heilbronn passt in dieses Muster: Der jungen Beamtin und ihrem 24-Jahre alter Kollege wurde aus nächster Nähe in den Kopf geschossen. Das Motiv für die Tat sei allerdings noch "total unklar", erklärte die Polizei in Heilbronn.

Taten von "kaum vorstellbarer Brutalität"

Bei den anderen Verbrechen in Österreich, Deutschland und Frankreich, bei denen die Gesuchte ihr DNA-Spuren hinterließ, war sie stets auf Geld und Wertsachen aus. Dabei kannte sie keine Gnade: 1993 wurde in Idar-Oberstein eine 62-jährige Rentnerin mit einer Drahtschlinge erdrosselt. Der Täter habe mit "kaum vorstellbarer Brutalität" gehandelt, hieß es damals. In Freiburg war ein Rentner im März 2001 ebenfalls erdrosselt aufgefunden worden. Zuvor war er mit einem stumpfen Gegenstand geschlagen worden.

Zumindest in Idar-Oberstein suchte man zunächst nach einem Mann. Dass es sich um eine Täterin handelte, schien äußerst unwahrscheinlich - In der Regel sind durch Frauen begangene Morde Beziehungstaten, sei es aus enttäuschter Liebe, Eifersucht, Überforderung oder aus Wut über erfahrene Misshandlungen. Die mysteriöse Gangsterin aber ist eine "tickende Zeitbombe", die jederzeit hochgehen kann, so die Beschreibung in Polizeikreisen.

Täterin stahl alles, was vermarktbar war

Zuletzt schlug die Frau Anfang März dieses Jahres in Österreich zu: Die DNA der Frau wurde bei einem Einbruch nördlich von Linz gefunden. Dabei wurden Bargeld, Sonnenbrillen und ein Notebook gestohlen. Der Fall gleiche anderen Einbrüchen, bei denen die DNA der Serientäterin gefunden wurde. "Das ist auffallend: Es wurde immer alles gestohlen, was irgendwie vermarktbar ist", sagte der Leiter des oberösterreichischen Landeskriminalamts Rudolf Keplinger.

Dies und der Fund einer Einwegspritze mit ihrem DNA-Material 2001 in der Eifel legt die Vermutung nahe, dass es sich um Beschaffungskriminalität handelt. Die Polizei in Heilbronn sprach davon, dass sich die Täterin zeitweise im Drogen- und Obdachlosenmilieu aufhält oder aufgehalten hat.

Auch über das Umfeld der Schwerverbrecherin wurden am Samstag Details bekannt: Die österreichische Polizei berichtete von zwei festgenommenen Männern, deren DNA-Material gemeinsam mit den Spuren der flüchtigen Frau an Tatorten entdeckt worden war. Die Männer kommen aus Serbien und Polen. In einem Zeitungsbericht war bereits gemutmaßt worden, die Serientäterin stamme aus Osteuropa und befinde sich in wechselnder Begleitung von Männern. Wenige Tage nach dem Heilbronner Mord wurden dessen Hintergründe im Bereich der organisierten Kriminalität vermutet. Damals hieß es, es könne um Rauschgift gegangen sein. (Von Julia Giertz, dpa)

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