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Der wirtschaftliche Leiter des Benediktinerklosters Münsterschwarzach, Pater Anselm Grün.

© dpa

Porträt zum Geburtstag: Pater Anselm Grün wird 70

Pater Anselm Grün weiß, wovon er in seinen Büchern schreibt. Er hat seine Berufung gefunden, ist im Leben angekommen, glaubt den Sinn des Lebens zu kennen und achtet auf sich. Nun wird der Mönch 70 Jahre alt - und hat noch Fehler, an denen er arbeiten will.

Als der junge Anselm Grün mit 19 Jahren ins Kloster eintrat, wollte er vor allem eines: „Ich hatte den Ehrgeiz, die Botschaft Jesu in die Welt zu tragen“, erinnert sich der Mönch aus dem bayerischen Münsterschwarzach. Dafür wollte der Missions-Benediktiner nach Asien gehen und die Welt bereisen. Doch daraus wurde nichts. „Weil der Abt auf die Idee kam, dass ich Betriebswirtschaft studieren und die wirtschaftliche Leitung der Abtei übernehmen soll“, sagt er. Und das tat er. 36 Jahre lang. Im Alter von 68 Jahren gab er das Amt ab, seitdem hat er mehr Zeit für sein liebstes Hobby: Bücher schreiben und Vorträge halten. An diesem Mittwoch wird Anselm Grün 70 Jahre alt.

„Ich brauch' kein Geld“, sagt Grün

Grün gilt als einer der bekanntesten Mönche Deutschlands. Seit 50 Jahren wohnt er im Kloster. Mehr als 300 Bücher hat er geschrieben, rund 16 Millionen Mal sind sie verkauft und in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. Sie zeichnen sich durch eine klare und verständliche Sprache aus. Das ist ihm wichtig: „Ich will die Botschaft Jesu so formulieren, dass die Menschen sie verstehen.“ Die Einnahmen gehen komplett ans Kloster und sind eine wichtige finanzielle Stütze für die Abtei. Er selbst sieht davon keinen Cent. „Ich brauch' kein Geld“, sagt Grün. Er lebt bescheiden. Einmal im Jahr kauft er sich neue Jeans. „Die verschleißen ja auch unter der Kutte.“ Und seinen Bart stutzen seine Schwestern, wenn sie gemeinsam in den Bergen Urlaub machen.

Sein Alltag folgt seit Jahrzehnten einem festgelegten Rhythmus. Morgens um 4.40 Uhr klingelt der Wecker. „Außer, wenn ich erst nach Mitternacht von einem Vortrag nach Hause gekommen bin“, sagt Grün. Dann schläft er bis kurz vor sechs Uhr. Seine Bücher schreibt er - wenn alles klappt - dienstags und donnerstags, von 6.00 bis 8.00 Uhr. „Ich schreibe immer mehrere Bücher gleichzeitig“, sagt Grün.

„Ich bin nicht der Guru, der alles weiß“

Wenn Grün spricht, strahlen seine Augen. Ein Schmunzeln umspielt seine Lippen. Der Mönch überlegt genau, was er sagt. „Gibt es etwas, das Sie rückblickend bereuen?“, ist so eine Frage, die ihn zum Grübeln bringt. „Vielleicht bereue ich, dass ich manchen Bankempfehlungen gefolgt bin, die nicht so toll waren. Die Auswirkungen waren nicht so schlimm. Aber da habe ich nicht auf mein Bauchgefühl gehört.“ Anselm Grün kennt die Formel für ein gutes, erfülltes und glückliches Leben, und er gibt sie gern weiter. Er sagt aber auch von sich selbst: „Ich bin nicht der Guru, der alles weiß“. Er habe auch Fehler. „Meine Stärke ist es nicht, Konflikte zu lösen. Ich möchte da lieber harmonisieren. Ich weiß, dass ist nicht immer der beste Weg“, sagt er. Und er gebe auch zu oft nach. 2015 will er mehr „Nein“ sagen und weniger Vorträge halten - nur noch einen pro Woche und nicht mehr drei. Mehr als 60 000 Kilometer ist er dafür Jahr für Jahr mit seinem Golf durch die Bundesrepublik gefahren.

Auch im Ausland war er mit seinen Vorträgen unterwegs - Brasilien, Polen, Chile, Malaysia, Korea. Im Grunde ist er nun doch der Missionsbenediktiner geworden, der er als junger Mann gern sein wollte. Nun, mit 70 Jahren will er mehr auf seine Freizeit achten. „Ich fühle mich gut, lebendig und wach. Ich will mich nicht zur Ruhe setzen. Das passt nicht zu mir“, sagt er. Er werde noch einiges tun, aber eben vor allem die Dinge, auf die er Lust hat. So habe er zum Beispiel in der Abtei einen neuen Posten bekommen: „Ich bin Bibliothekar geworden.“ (dpa)

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