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Panorama: Prag ist geteilt

Das Wasser schneidet 40000 Menschen von der Außenwelt ab

Von Ludmila Rakusan, Prag

„Die Stadt wird zur Falle“ – diese Warnung des Prager Bürgermeisters Igor Nemec fing am Dienstagnachmittag an, sich zu bewahrheiten. Die Flutwelle kam über die Moldauzuflüsse vom überschwemmten Süden und Westen des Landes und wurde zusätzlich von den überlaufenden Moldau-Stauseen südlich der Hauptstadt gespeist.

Die Moldau, die normalerweise in der tschechischen Hauptstadt kaum 150 Kubikmeter Wasser pro Sekunde führt, schwoll auf das 30-fache an. Sie trat über die Ufer und schnitt Prag in der Mitte auseinander. Die Falle schnappte zu.

Jan Pitra aus dem unmittelbar bedrohten Stadtviertel Karlin wartete nicht darauf. Noch in der Nacht zu Dienstag schleppte der Verlagsangestellte seine gehbehinderte Ehefrau ins Auto und verließ  seine Erdgeschosswohnung in der Sokolovska Straße Richtung Osten. Dort, etwa 30 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, besitzt er eine kleine Sommerhütte. Ähnlich wie er haben sich abends schon viele der vom Hochwasser betroffenen 40 000 Einwohner der an die Moldau angrenzenden Wohnviertel in Sicherheit gebracht.

Die anderen wurden um drei Uhr in der Frühe von Sirenengeheul geweckt. Immer wieder hörten sie Durchsagen, sie sollen ihre Wohnungen sofort räumen und sich mit dem Nötigsten zu Sammelstellen begeben. Von dort wurden sie mit Bussen zu Schulgebäuden und Luftschutzräumen gebracht.

Adela Sluneckova aus Zbraslav hielt das alles zunächst für eine Notstandsübung: Erst die von den Nachbarn alarmierten Feuerwehrleute überredeten die allein stehende Rentnerin zum Verlassen ihrer Wohnung.

Die Feuerwehr versucht mit zahlreichen Freiwilligen, die Prunkpaläste und Kulturdenkmäler der Prager Innenstadt mit Stahlwänden und Sandsäcken vor den Fluten zu sichern. Touristen und Neugierige schauten ihnen trotz heftigen Regens zu.

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