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Problembär: "JJ1" wieder in Bayern

Der seit Wochen gejagte Braunbär ist wieder in Bayern. In der Nacht zum Sonntag tötete "JJ1", der seit vier Wochen im Grenzgebiet zu Österreich umherwandert, drei Schafe im Landkreis Garmisch-Partenkirchen.

München/Klais - Der junge Braunbär verletzte außerdem drei weitere Schafe und ein Ziegenkitz. «Es besteht kein Zweifel, dass es unser 'JJ1' ist», sagte Roland Eichhorn, Sprecher des Umweltministeriums.

Ein Busfahrer hatte am Sonntagmorgen die Tierleichen entdeckt, als er an der Weide vorbeifuhr, die nahe der Bundesstraße B2 liegt. Er alarmierte die Polizei. Am Sonntag suchten Bärenexperten der Umweltstiftung WWF das Gebiet rund um die Weide ab. Dabei wurden Haare und Spuren des Tieres gefunden. «Jetzt wird es wieder spannend. Wir sind wieder näher dran am Bären», sagte Jörn Ehlers, Sprecher des WWF. Die zuvor letzte Spur war vor einer Woche in Österreich bei Maurach am Achensee gefunden worden. Der Ort liegt vom oberbayerischen Klais etwa 60 Kilometer entfernt.

Um dem Bären das Handwerk zu legen, will Bayern nun ein Team mit finnischen Bärenhunden und einen Betäubungsgewehrexperten aus Österreich einsetzen. «Wir wollen alle so schnell wie möglich nach Bayern bringen», sagte Ministeriumssprecher Eichhorn. Die Hetzjagd auf den Bären könnte laut Eichhorn bereits nächste Woche beginnen. Die Hunde, die speziell auf Bärengeruch trainiert sind, sollen «JJ1» in die Enge treiben, damit der österreichische Schütze das Tier mit einem gezielten Schuss betäuben kann.

Zuerst war geplant worden, den Bären aus kurzer Distanz mit einem Blasrohr Schachmatt zu setzen. Dafür sei «JJ1» nach den Worten Eichhorns jedoch zu schnell und gefährlich: «Das ist kein netter Teddybär.» Auch die zahlreichen Versuche, den Bären in der Nähe seiner Beute mit einer fünf Meter langen Edelstahlröhre mit Falltür-Mechanismus einzufangen, waren gescheitert, weil «JJ1» anders als seine Artgenossen nie zu einem gerissenen Tier zurückkehrt.

Abschussgenehmigung bleibt erhalten

Die Tötung des Bären ist nach wie vor nicht ausgeschlossen. «Wir möchten ihn lebend fangen, die Abschussgenehmigung bleibt aber erhalten», sagte Eichhorn. Nachdem der Bär noch vor drei Wochen von Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) offiziell begrüßt worden war, wurde der Bär bereits drei Tage später als «Problembär» eingestuft und zum Abschuss freigegeben. Er hatte in kurzer Zeit elf Schafe gerissen und war in Grainau in einen umschlossenen Hühnerstall eingedrungen. Damit wurde auch eine gefährliche Begegnung zwischen Mensch und Bär immer wahrscheinlicher.

Der Braunbär, der in den Medien auch «Bruno, der Problembär» genannt wird, erweist sich bereits seit seinem ersten Auftauchen im deutsch-österreichischen Grenzgebiet Ende April als äußerst unberechenbar. Experten der Umweltstiftung WWF haben den jungen Bären, der aus einem Wiederansiedlungsprojekt im Adamello-Brenta-Naturpark in Südtirol stammt, schon länger im Visier. Seine Mutter «Jurka», die aus Slowenien stammt, zeigt wenig Scheu und dringt immer wieder in Siedlungen vor. Auf ihren Streifzügen hatte sie auch die beiden Söhne «JJ1» und «JJ2» mitgenommen und ihnen dieses Verhalten beigebracht.

Der zwei Meter große und 100 Kilo schwere Bär zeigt sich seiner Familientradition entsprechend extrem mobil und legt mitunter mehr als 20 Kilometer pro Nacht zurück; Autobahnen und Flüsse sind für ihn dabei kein Hindernis. Und so kommt es, dass jedes Mal, wenn eine verwertbare Spur auftaucht, «JJ1» schon längst weiter gezogen ist. Auch sein jüngster Beutezug am Pfingstsonntag war nach den Worten von Ministeriumssprecher Eichhorn nur ein kurzes Gastspiel: «Er ist schon wieder untergetaucht.» (tso/dpa)

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