zum Hauptinhalt

Prostituierten-Morde: Polizei erhält mehr Zeit für Verhöre

Im Fall der Prostituiertenmorde von Ipswich hat die Polizei mehr Zeit für die Befragung der beiden Verdächtigen erhalten. Bei dem zweiten Festgenommenen soll es sich um einen dreifachen Familienvater handeln.

Ipswich - Das Gewahrsam für den am Dienstag festgenommenen ersten Verdächtigen wurde um zwölf Stunden verlängert, wie die Polizei in der ostenglischen Grafschaft Suffolk mitteilte. Bereits am späten Dienstagabend hatte ein Amtsrichter das Gewahrsam für einen ersten, am Montag gefassten Verdächtigen bis Donnerstagmorgen verlängert. Die Boulevardzeitung "The Sun" berichtete, an den Fundorten der fünf Prostituierten seien DNA-Spuren gesichert worden. Der zweite Verdächtige sei im Zusammenhang mit diesen Spuren festgenommen worden.

Der Druck auf die Polizei, schnelle Fortschritte zu erzielen, wuchs unterdessen: Das britische Recht erlaubt vorübergehende Festnahmen nur für bis zu vier Tage - danach müssen die Verdächtigen angeklagt oder freigelassen werden. Der "Daily Telegraph" zitierte Polizeikreise mit der Aussage, zwischen den beiden Verdächtigen bestehe kein Zusammenhang. Ein Polizist hatte die Festnahme des zweiten Verdächtigen am Dienstag als "bedeutend" bezeichnet.

Vater: Nicht intelligent genug für Verbrechen

Nach britischen Zeitungsberichten handelt es sich um den 48-jährigen Stephen W., der im Hafen von Felixstowe bei Ipswich als Gabelstaplerfahrer arbeite. Der Vater von drei Kindern aus verschiedenen Ehen sei ein regelmäßiger Kunde der Prostituierten von Ipswich gewesen. Nach Ipswich soll er vor drei Monaten mit seiner Lebenspartnerin gezogen sein. Sein Vater sagte der Zeitung "The Sun", sein Sohn sei nicht "intelligent genug, um diese Verbrechen zu begehen. Er ist einfach nicht fähig, Menschen zu töten."

Am Montag war ein 37-Jähriger unter dem Verdacht des fünffachen Prostituiertenmordes festgenommen worden. Er wurde von Medien als der Supermarkt-Mitarbeiter Tom S. aus dem Nachbarort Trimley identifiziert. Ermittler durchsuchten am Mittwoch weiter die Wohnungen der beiden Verdächtigen. Vor dem Wohnhaus von Stephen W. wurde ein Gerüst errichtet, um es gegen die Blicke von Neugierigen abzuschirmen.

Ermittlungsverfahren eröffnet

Ein Ermittlungsrichter eröffnete derweil das formelle gerichtliche Ermittlungsverfahren zum Tod von vier der fünf Prostituierten, setzte es jedoch aufgrund der andauernden polizeilichen Ermittlungen bis auf weiteres aus. Das Verfahren im fünften Mordfall war bereits am 6. Dezember eröffnet worden. Die nackten Leichen der fünf Frauen waren auf dem Land unweit von Ipswich gefunden worden. Keine wies Spuren sexueller Gewalt oder eines Kampfes auf. Die Ermittler schlossen daraus, dass die Opfer ihren Mörder gut kannten. Eine andere Theorie besagt, der Täter habe den Frauen vor dem Mord eine hohe Dosis Valium verabreicht, so dass sie wehrlos wurden.

Die beiden Festnahmen ereigneten sich rund sieben Wochen nach dem Verschwinden der ersten Prostituierten. Die erste unbekleidete Leiche war am 2. Dezember entdeckt worden; in kurzer Folge fand die Polizei dann die Leichen vier weiterer vermisster Prostituierte in der Nähe von Ipswich. Die Ermittlungen ergaben, dass alle Frauen Opfer desselben Serienmörders waren.

Die Polizei startete eine der größten Mordfahndungen, die das Land je erlebt hat. Rund 500 Beamte arbeiten an dem Fall - 350 davon wurden aus dem gesamten Königreich nach Ipswich abgezogen. Britische Medien vergleichen den Mörder mit "Jack the Ripper", der 1888 in London fünf Prostituierte tötete, und mit dem "Yorkshire Ripper" Peter Sutcliffe, der zwischen 1975 und 1980 ebenfalls Prostituierten nachstellte und insgesamt 13 Frauen umbrachte. (tso/AFP)

Zur Startseite