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Prozess: Englischer Fritzl schwängert seine beiden Töchter mehrfach

Weil er seine beiden Töchter über drei Jahrzehnte vergewaltigt und insgesamt 19 Mal geschwängert hat, wurde ein Mann aus dem mittelenglischen Sheffield zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Der Fall erinnert an den des Josef Fritzl.

Beinahe drei Jahrzehnte lang vergewaltigte ein Mann aus dem mittelenglischen Sheffield seine beiden Töchter und schwängerte sie 19 Mal. Sieben Kinder überlebten, zwei starben bei der Geburt. Anders als in Amstetten wurden die Töchter mit ihren sieben Inzest-Kindern nicht in ein Verlies gesperrt. Aber erst nach 30 Jahren befreiten sich die Opfer aus dem Kreislauf aus Drohungen, Gewalt und Scham.

Am Dienstagabend wurde der mittlerweile 56 Jahre alte Vergewaltiger, dessen Identität zum Schutz der Opfer geheim gehalten wird, in Sheffield zu lebenslanger Haft verurteilt.

Die beiden Mädchen waren acht und zehn Jahre alt, als ihr Martyrium Anfang der 80er Jahre begann. Bis zu dreimal pro Woche vergewaltigte der Vater die Töchter. Nach Schätzungen der Ermittler mussten sie bis zu Beginn dieses Jahres etwa 1000 Vergewaltigungen über sich ergehen lassen. Wenn sie sich wehrten, wurden sie von ihrem Vater geschlagen, getreten oder mit einer Flamme verbrannt. Die Opfer wagten es nicht, sich ihrer Mutter oder anderen Menschen anzuvertrauen. Auch weil sie befürchteten, die Behörden würden ihnen die Kinder wegnehmen. Als die Mutter die Familie verließ, blieben die Mädchen mit dem Vergewaltiger zurück.

Häufige Umzüge halfen bei der Vertuschung

"In fast 40 Jahren, in denen ich mich mit Verbrechen beschäftige, ist das das Schlimmste, was ich je gesehen habe", sagte der Richter Alan Goldsack bei der Urteilsverkündung. "Und es muss gefragt werden, was Behörden, Sozialarbeiter und Ärzte in den vergangenen Jahren getan haben", fügte er hinzu. Nach dem Urteilsspruch wurde eine offizielle Untersuchung auf den Weg gebracht, die das Verhalten der Polizei und der Sozialbehörden in den beiden mittelenglischen Grafschaften untersuchen soll, in denen der Mann mit seinen Töchtern und den kleineren Kindern gelebt hatte.

Mit häufigen Umzügen gelang es dem Peiniger, neugierigen Blicken von Nachbarn aus dem Weg zu gehen und lästige Fragen von Ärzten, Lehrern oder Polizisten hinter sich zu lassen. Sie lebten in abgelegenen Dörfern, in denen sie nicht lange genug blieben, als dass sich die Töchter jemanden anvertrauen konnten. Wenn Ärzte wegen der Schwangerschaften und genetischer Defekte beim Fötus misstrauisch wurden, stritten die Töchter ab, dass ihr Vater auch der Vater ihres Kindes sei. Wenn Lehrer sie auf Verletzungen ansprachen, erfanden sie Unfälle beim Spielen. Und als die Polizei nach einer Anzeige sogar Ermittlungen aufnahm, führten diese zu nichts, weil die Töchter die Zusammenarbeit verweigerten.

Vor zehn Jahren fasste sich dann eine der Töchter ein Herz und rief bei einem Notfalltelefon einer karitativen Einrichtung an. Als ihr jedoch nicht garantiert wurde, dass sie und ihre Schwester ihre sieben Kinder behalten dürfen, legte sie wieder auf. So dauerte es weitere zehn Jahre, bis die Opfer ihren Vater anzeigten und er verurteilt werden konnte. (jg/dpa)

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