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Prozess: Ex-V-Mann wegen dreifachen Mordes verurteilt

Wegen dreifachen Mordes sind ein ehemaliger V-Mann des rheinland-pfälzischen Landeskriminalamtes und sein Komplize zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der V-Mann hatte zwei georgische Autohändler erschossen, einen weiteren erwürgt.

Das Landgericht Frankenthal sah es am Montag als erwiesen an, dass der aus dem Irak stammende 40-jährige Ex-V-Mann am 30. Januar 2008 in Südhessen drei georgische Gebrauchtwagenhändler tötete, um an ihr Geld zu kommen. Der 27-jährige Somalier habe ihm geholfen, obwohl ihm klar gewesen sei, dass es den Männern ans Leben gehen werde, sagte der Vorsitzende Richter Michael Wolpert. Bei dem V-Mann stellte das Gericht die besondere Schwere der Schuld fest. Die Angeklagten, die mit Tränen auf das Urteil reagierten, hatten sich bis zuletzt gegenseitig der Tat beschuldigt. Die Verteidiger kündigten Revision an.

Aus Sicht des Gerichts handele es sich um einen Raubmord, sagte Wolpert. Es gebe "keinerlei Anhaltspunkte für eine islamistische Tat". Der Ex-V-Mann hatte behauptet, der Somalier habe aus religiösem Fanatismus heraus zwei Georgier erschossen und den dritten mit Hilfe von zwei plötzlich aufgetauchten Islamisten weggebracht. Der V-Mann war 2006 vom Landeskriminalamt (LKA) auf den Somalier angesetzt worden, weil dieser im Verdacht stand, Geld für islamistische Aktionen zu sammeln. Aktuell wird gegen den 27-Jährigen wegen möglicher Unterstützung der sogenannten Sauerland-Zelle ermittelt.

Mittäterschaft statt Beihilfe zum Mord

Der V-Mann, der sich Ende Januar 2008 nach den Angaben in finanziellen Schwierigkeiten befand, habe den Georgiern am Tattag vorgeschlagen, ihnen ein Auto in der Nähe von Heppenheim in Südhessen zu zeigen, sagte Wolpert. Die Georgier waren wenige Tage zuvor eingereist, um in der Region Ludwigshafen Gebrauchtwagen zu kaufen. Bei einem Zwischenstopp in Frankenthal stieg der 27-Jährige zu, mit dem sich der V-Mann für diesen Nachmittag verabredet hatte. Unterwegs täuschte der Deutsch-Iraker noch ein Telefonat vor, um die Georgier in Sicherheit zu wiegen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt habe dem Somalier klar sein müssen, dass der V-Mann etwas Böses im Schilde geführt habe, sagte der Vorsitzende Richter.

Die Fahrt ging zu einem Schafstall in der Nähe von Heppenheim, wo der V-Mann nach Wolperts Angaben plötzlich eine Pistole zog und die drei Georgier zwang, auszusteigen und sich hinzulegen. "Mein Freund, ich habe drei Kinder, was willst Du?", habe einer der Georgier gefragt. Der Ex-V-Mann, der alle drei Georgier erwürgen wollte, forderte den Somalier auf, die drei Männer zu fesseln. Der Somalier habe dies getan, obwohl ihm klar gewesen sei, dass der V-Man ohne seine Hilfe sein Ziel nicht erreichen würde, sagte der Vorsitzende. "Deshalb gehen wir von Mittäterschaft, nicht bloß von Beihilfe aus", sagte Wolpert.

Zwei Georgier konnten sich zunächst befreien

Als der Ex-V-Mann einen Georgier würgte, konnten sich die anderen beiden befreien. Der 40-Jährige habe daraufhin einen der Georgier mit einem Kopfschuss getötet. Einen anderen brachte er nach kurzer Flucht zurück und tötete ihn mit zwei Schüssen. Danach habe er den dritten Georgier weiter gewürgt. "Es kam nach wenigen Minuten zum Tod", sagte Wolpert. Die Angeklagten nahmen den Toten mindestens 11.900 Euro ab, packten die Leichen in den Kofferraum und warfen sie in den Altrhein, wo die Toten einen Monat später entdeckt wurden.

Die Aussage des Somaliers, er habe aus Angst um sein Leben gehandelt, wertete der Richter als eine "Schutzbehauptung". Schließlich seien die Männer wenige Stunden nach der Tat gemeinsam in ein Fitnessstudio und zum Essen gegangen. Das LKA sprach Wolpert von einer Mitschuld frei. Dort habe man nicht ahnen können, dass der V- Mann "dermaßen aus dem Ruder laufen würde".

Jasper Rothfels, Marc Strehler[dpa]

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