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Prozess in Darmstadt: Kinderporno-Angeklagter gibt Missbrauch zu

Scheußliche Einzelheiten kommen im Darmstädter Kinderpornoprozess, einem der größten seiner Art, zur Sprache. Offen reden mehrere Angeklagte über ihr Tun.

Im Darmstädter Kinderpornoprozess hat ein Angeklagter ein junges Opfer um Entschuldigung gebeten. Der 57- jährige Hesse gab am Dienstag vor dem Landgericht zu, die heute Neunzehnjährige als Kind missbraucht zu haben. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters, ob er pädophil sei, antwortete der Angeklagte mit "einem klaren Ja". Die 19-Jährige ist Nebenklägerin in dem Prozess, der als einer der größten dieser Art in Deutschland gilt.

Die insgesamt neun Angeklagten im Alter zwischen 30 und 58 Jahren sollen mehr als 100.000 Sexdateien aus dem Internet heruntergeladen haben - vor allem zwischen 2006 und 2009. Dabei soll es es auch um den Missbrauch von Säuglingen gegangen sein. Er habe schon immer "Freude am Umgang mit Kindern" gehabt, beschrieb der 57-Jährige seine pädophile Neigung. "Das Sexuelle ist im Laufe der Jahre dazu gekommen", sagte der Mann aus Südhessen, dem auch mehrfacher Missbrauch von Kindern vorgeworfen wird.

Auf die Frage, welche Altersgruppen er denn bei seinen Aktivitäten im Internet bevorzugt habe, antwortete der Angeklagte: "Mädchen und Jungen zwischen neun und 13 Jahren." Nach eigenen Angaben suchte der Mann wegen seiner Pädophilie eine Therapie auf: "Ich musste lernen, Nein zu sagen." Frauen und Kinder hätten ihn "immer leicht um den Finger wickeln können".

Der Mann, der in den 1970er Jahren Mitarbeiter einer katholischen Einrichtung war, hat sich nach seinen Worten mehr für pornografische Geschichten als für Bilder und Filme interessiert. Diese teils 20 Seiten langen Geschichten seien "mehr romantisch" gewesen. Rund ein bis zwei Stunden täglich habe er deswegen vor dem Computer verbracht.

Zuvor hatte ein anderer Angeklagter vor Gericht gesagt, seit der Trennung von seiner Ehefrau 1996 keinen sexuellen Kontakt zu erwachsenen Frauen gehabt zu haben. Bei den Bildern aus dem Internet habe er "Mädchen von 0 bis zwölf" bevorzugt, sagte der Vater von zwei Söhnen. Er sei "ganz klar pädophil", räumte er ein.

Der Mann war in der Vergangenheit bei verschiedenen Pfadfindergruppen tätig und organisierte Kindergeburtstage im Zoo seiner sächsischen Heimat. Das Verlangen, ein Kind zu missbrauchen, habe er jedoch nie gehabt, betonte er auf Nachfrage des Richters: "Ich konnte ein Mädchen nicht mal trösten, wenn es geweint hat, da war eine innere Blockade." Ein dritter Angeklagter gab nach eigener Schätzung an, in zehn Jahren rund eine Million Dateien "wahllos" und mit einem automatisierten Verfahren aus dem Internet gesaugt zu haben. Neben Musikdateien waren auf den zehn Computern des Mannes auch harte kinderpornografische Bilder gefunden worden.

Darunter waren Bilder von Kindern, "die nicht mal ein Jahr alt sind", wie Richter Jens Aßling beim Vorlegen einiger Bilder kommentierte. Der Angeklagte meinte dazu, er habe viele der Bilder nicht genauer betrachtet. Er habe eine Art "Sammelwut" entwickelt: "Wenn man so viel herunterlädt, ist eben alles dabei." (dpa)

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