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Prozess: Michael Jacksons Tod: Leibarzt plädiert auf nicht schuldig

Die Anklage lautet auf fahrlässige Tötung. Doch Michael Jacksons Leibarzt Conrad Murray hält sich für unschuldig. Die Familie des Popstars dagegen glaubt an eine Verschwörung.

Acht Monate nach dem Tod von Michael Jackson hat der Prozess gegen seinen Leibarzt Conrad Murray in Los Angeles begonnen. Die Anklage wirft ihm fahrlässige Tötung vor. Murray habe zwar nicht vorsätzlich gehandelt, allerdings seine Sorgfaltspflicht verletzt und dadurch den Tod des Popstars herbeigeführt. Er soll mit einer Injektion des Narkosemittels Propofol den Herzstillstand des 50-jährigen Sängers verursacht haben. Der Kardiologe bekannte sich während der ersten Anhörung vor Gericht für "nicht schuldig". Er kam nach Zahlung einer Kaution in Höhe von 75.000 Dollar wieder auf freien Fuß. Ihm drohen im Fall einer Verurteilung bis zu vier Jahre Haft.

Jacksons Eltern Joe und Katherine sowie mehrere Geschwister wohnten der Anhörung bei. Die Familie des Popstars hatte auf eine schwerwiegendere Anklage gehofft. Eine Anklage etwa wegen Totschlags würde eine längere Strafe nach sich ziehen. Der Anwalt der Familie sprach von einem "Schlag ins Gesicht". Katherine Jackson sagte, Murray habe nicht auf ihren Sohn aufgepasst. Jacksons Schwester La Toya teilte in einer Erklärung mit: "Michael wurde umgebracht, und obwohl er unter Dr. Conrad Murrays Händen starb, glaube ich, dass Dr. Murray nur Teil eines größeren Plans war". Sie wolle nicht ruhen, bis auch die "anderen Personen" zur Rechenschaft gezogen werden. Namen nannte die Sängerin allerdings nicht.

Auch für Fans des Popstars scheint die Sache klar: Demonstranten schwenkten vor dem Gerichtsgebäude Spruchbänder mit Parolen wie "Die Welt fordert Gerechtigkeit für Michael!" Eine junge Frau hielt ein Plakat hoch mit der Aufschrift "Murray ist ein Mörder".

Die Polizei hatte sieben Monate lang im Todesfall Jackson ermittelt. Murrays Praxen in Las Vegas und Houston wurden durchsucht. Dem Totenschein zufolge starb der Popstar an einer "akuten Vergiftung" durch Propofol. Das Mittel wird normalerweise zur Narkose vor Operationen eingesetzt in Krankenhäusern verabreicht und erfordert die ständige Überwachung des Patienten.

Murray gab in den Verhören stets zu, Jackson Propofol gespritzt zu haben. Dies sei aber auf dessen wiederholte und ausdrückliche Aufforderung hin geschehen. Der Popstar litt unter schwerer Schlaflosigkeit und nahm das gefährliche Mittel als Einschlafhilfe.

Murrays Anwalt kündigte an, sein Mandant wolle bis zum eigentlichen Prozessbeginn weiter Patienten behandeln. Die nächste Anhörung soll am 5. April in Los Angeles stattfinden. Auf Anordnung des Gerichts musste der 56-jährige Arzt seinen Pass abgeben. Er darf keine Betäubungsmittel mehr besitzen oder verschreiben. "Ich möchte nicht, dass Sie Leute betäuben", sagte Richter Keith Schwartz.

Die kalifornische Aufsichtsbehörde für Mediziner beantragte unterdessen den Entzug von Murrays Zulassung. Der Arzt stelle eine "Gefahr für die Öffentlichkeit" dar, zitierte das Onlineportal Tmz.com aus dem Antrag. Der Richter will zu einem späteren Zeitpunkt darüber entscheiden.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, AFP

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