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Angehörige in der Türkei tragen ein riesiges schwarzes Banner mit den Namen der 301 Opfer der Grubenkatastrophe in der Provinz Manisa im Mai 2014.

© AFP

Update

Prozess mit Tumulten und Verspätung gestartet: Verhandlung um Grubenunglück in Türkei vertagt

Ein Prozess soll das gravierendste Grubenunglück in der Türkei aufklären. Die erste Verhandlung endete kurz nach ihrem Beginn - auf die Beteiligten dürfte ein langes Verfahren zukommen.

Kurz nach dem Auftakt im Prozess um das schwerste Grubenunglück in der Geschichte der Türkei ist die Verhandlung auf Mittwoch vertagt worden. 8 der 45 Angeklagten sollten aus Sicherheitsgründen per Video-Übertragung in den Gerichtssaal zugeschaltet werden, dagegen sei aber zu Beginn der Verhandlung Einspruch erhoben worden, berichtete die Nachrichtenagentur DHA am Montag. Beobachter erwarten einen langwierigen Prozess.

Bei dem Grubenunglück im westtürkischen Soma waren im Mai 2014 insgesamt 301 Bergleute gestorben. Die Ermittler gehen davon aus, dass ein Brand im Stollen die Katastrophe ausgelöst hat. Neben dem Vorstandsvorsitzenden der Betreibergesellschaft der Zeche, Can Gürkan, sitzen sieben weitere Angeklagte derzeit in Haft. Sie sollen am Mittwoch nun doch vor Gericht erscheinen. Ihnen wird unter anderem Totschlag vorgeworfen - es drohen lebenslange Haftstrafen.

Der Prozess war am Morgen mit Tumulten und Verspätung gestartet: Angehörige der Verstorbenen beschwerten sich, weil es im Gerichtssaal im westtürkischen Akhisar nicht für alle Platz gab, wie die türkische Zeitung „Hürriyet“ berichtete.

485 Menschen hatten die Katastrophe überlebt, 160 wurden verletzt. Die Betreibergesellschaft und die Regierung weisen jede Verantwortung für das Unglück von sich.

Vor Beginn der Verhandlung hatte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch gefordert, dass die Rolle der Regierung bei dem Unglück untersucht werden müsse. Bislang habe die Regierung den Chefanklägern die Erlaubnis vorenthalten, Verfahren gegen staatliche Mitarbeiter zu eröffnen, sagte Türkei-Expertin Emma Sinclair Webb. Den Staatsanwälten werde bei den Untersuchungen keine freie Hand gelassen, kritisierte sie.

Menschenrechtsorganisationen hatten nach dem Unglück scharfe Kritik an den Arbeitsbedingungen in türkischen Gruben geäußert.

Nach Angaben der Betreibergesellschaft Soma Holding hatten die Behörden das Bergwerk alle sechs Monate kontrolliert und bei der letzten Prüfung vor der Katastrophe im März 2014 keine Unregelmäßigkeiten festgestellt. (dpa)

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