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Prozess: Mörder verurteilt

Der Mörder der elfjährigen Lisa aus Wolfshagen in Niedersachsen ist am Freitag im türkischen Touristenort Alanya zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Istanbul/Alanya - Die Richter befanden den einschlägig vorbestraften Mann der sexuellen Misshandlung und des Mordes für schuldig. Der Türke, der in Alanya eine Boutique betrieb, habe das Mädchen umgebracht, um die Misshandlung zu verschleiern. Lisas Mutter reagierte mit Erleichterung auf das Urteil. «Eine gerechte Strafe für diese Tat gibt es sicher nicht», sagte sie der dpa. «Ich bin aber erleichtert, dass es jetzt vorbei ist.»

Der Angeklagte, der nach Angriffen von Mithäftlingen im Gefängnis von Alanya aus Sicherheitsgründen in eine andere Haftanstalt verlegt worden war, bestritt die Tat bis zuletzt. «Ich kenne keine Lisa Eder», beharrte er am Freitag in seinem Schlusswort. «Niemand hat sie in meinen Laden kommen sehen. (...) Ich bin kein Perverser, kein Monster.» Die elfjährige Lisa hatte im Oktober 2004 mit ihrer Familie Urlaub in Alanya gemacht. Nach Einschätzung des Gerichts lockte der Angeklagte das Mädchen, das das Hotel zum Kauf einer Luftmatratze verlassen hatte, in seinen Laden und tötete es. Der Mord hatte in der Türkei Empörung und Entsetzen hervorgerufen.

Mit Kölnischwasser behandelt

Blutspuren an der Hose, die laut Laboruntersuchung von Lisa stammten, brachten den Angeklagten von Beginn des Prozesses an schwer in Bedrängnis. Mit abenteuerlich anmutenden Erklärungen hatte der Boutique-Betreiber versucht, sich von diesem Beweis rein zu waschen. Beim Streicheln von Katzen, die mit ihren Jungen um seinen Laden streiften, seien Kinder manchmal gekratzt worden. Die Verletzungen habe er dann mit Kölnischwasser behandelt. «Wie, weiß ich auch nicht, aber das Blut kann durch die Katzen an meine Hose gekommen sein», hatte sich der Angeklagte verteidigt.

Die Mutter der kleinen Lisa, die nach dem Mord mehrfach in die Türkei gereist war, wurde durch den monatelangen Prozess auf eine lange Geduldsprobe gestellt. Als sie im Januar in Erwartung eines Urteils nach Alanya kam, musste sie enttäuscht wieder abreisen. Vergeblich hatte sie darauf gehofft, dass der Prozess am 20. Januar, dem 13. Geburtstag ihrer Tochter, ein Ende finden würde. Dass die Verhandlung so lange dauerte, lag zum einen an widersprüchlichen Autopsieberichten, zum anderen daran, dass an mehreren Tagen nicht verhandelt werden konnte, weil der Angeklagte wegen schlechten Wetters in den Taurusbergen dem Gericht fernblieb.

Dutzende von Porno-CDs

Nicht nur in Alanya, einem der bevorzugten Urlaubsziele für deutsche Türkei-Touristen, hatte das Verbrechen für Bestürzung gesorgt. «Verzeih uns Lisa», schrieb eine große türkische Zeitung wenige Tage nach dem Mord. «Verzeih uns, dass wir Dich nicht vor einem Perversen schützen konnten.» Im Haus des Boutique-Betreibers hatte die Polizei Dutzende von Porno-CDs entdeckt, darunter viele Kinder-Pornos. «Die sind doch heutzutage überall zu finden», hatte sich der Angeklagte verteidigt.

Nichts habe ihn in seinem langen Berufsleben so tief getroffen, wie der Anblick der toten Lisa mit «ihrem unschuldigen Gesicht», sagte der Landrat von Alanya, als er den Angehörigen des Mädchens sein Mitgefühl aussprach und «alle Deutschen» um Verzeihung bat. Der Stadtrat von Alanya blieb nicht untätig und erließ eine Verordnung, dass künftig alle, die in dem Badeort ein Geschäft eröffnen wollen, ein polizeiliches Führungszeugnis vorzulegen hätten. Als «Lisa- Gesetz» ging dieser Beschluss damals durch die türkischen Nachrichten. (tso/dpa)

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