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Prozess: Mord mit 34 Messerstichen - Jugendhaft für Gymnasiast

Ein Dreivierteljahr nach der Tötung einer Gymnasiastin in Mönchengladbach ist der Ex-Freund des Mädchens wegen Mordes zu neun Jahren Jugendhaft verurteilt worden. Er hatte die Schülerin mit 34 Messerstichen umgebracht.

Das Mönchengladbacher Landgericht entsprach mit dem Urteil für den inzwischen 19-jährigen Täter dem Strafantrag der Staatsanwaltschaft und blieb ein Jahr unter der Höchststrafe.

Der Verteidiger hatte erklärt, der Schüler habe spontan gehandelt, es handele sich um eine Tat im Affekt. Er prüft nun, gegen das Urteil Revision einzulegen. Zur Urteilverkündung waren viele Schüler des Humanistischen Gymnasiums gekommen, das Täter und Opfer besucht hatten. Das Gericht hatte zur Sicherheit ein großes Aufgebot an Justiz-Wachtmeistern zusammengezogen.

Der Richter betonte, dass es sich bei der Bluttat nicht um eine spontane Tat gehandelt habe. Die ahnungslose 17-Jährige hatte sich eineinhalb Wochen vor der Tat von dem damals 18-Jährigen getrennt. Sie hatte ihn für eine letzte Aussprache aufgesucht und auf die besorgte Frage ihrer Mutter vor der Tat gesagt: "Niemals würde er mir etwas tun."

Gutachter: Täter ist "extrem narzisstisch"

Vor der Tat hatte der überdurchschnittlich intelligente Gymnasiast mehrere Tage lang die Schule und seinen Nebenjob geschwänzt und Freunden gegenüber dunkle Andeutungen gemacht. Er sei "extrem narzisstisch", alles drehe sich bei ihm nur um seine eigene Befindlichkeit, hatte ein psychiatrischer Gutachter festgestellt.

Als die 17-Jährige dem angehenden Abiturienten eröffnete, dass sie die Beziehung definitiv beendet habe, schlug der junge Mann dem Mädchen eine Bierflasche auf den Kopf. Dann zog er ein Butterfly-Messer aus der Ritze einer Couch, das er dort zuvor versteckt hatte. Wegen der panischen Schreie war die Schwester des Gymnasiasten in dessen Zimmer gestürmt. Sie sah, wie ihr Bruder auf seiner Ex-Freundin saß und immer wieder auf sie einstach. Weil sie selbst Todesangst hatte, schloss sich die Schwester in ihr Zimmer ein.

Dem Opfer gelang es noch, sich in den Hausflur zu schleppen, verfolgt von dem Gymnasiasten, der ihr immer wieder in den Rücken stach. Aber die Haustür war abgeschlossen. Die Gerichtsmediziner stellten fest, dass erst die letzten beiden der 34 Messerstiche tödlich waren und sie mitten ins Herz trafen. Der 19-Jährige hatte gestanden, er habe bei der Aussprache "in sich einen Hass gespürt, wie nie zuvor in meinem Leben".

Täter versuchte, sich das Leben zu nehmen

Mehrere Mitschüler des Opfers mussten nach Bekanntwerden der Bluttat psychologisch betreut werden, der Oberstufen-Unterricht des Gymnasiums fiel aus. Der junge Mörder blieb neun Stunden verschwunden und wurde schließlich auf einem Feldweg mit tiefen Schnittwunden an Armen und Hals entdeckt, nachdem eine Anwohnerin Hilfeschreie gehört hatte. Er hatte versucht, sich Pulsadern und Halsschlagader aufzuschneiden, konnte aber mit einer Notoperation gerettet werden.

Es seien grässliche Dinge geschehen, die das Leben der Familie des Opfers für immer beeinflussen werden, sagte der Richter. Die Eltern seien noch immer in psychiatrischer Behandlung, der Vater des Mädchens selbstmordgefährdet. Nach dem Urteil ließ der 19-Jährige den Kopf auf die Brust sinken und schluckte heftig. Er will nun im Gefängnis sein Abitur nachholen.

Frank Christiansen, Tim In der Smitten[dpa]

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