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Prozess: Mutter gesteht Mord an ihrer 15-jährigen Tochter

Sie wollte den Menschen, den sie am meisten liebte, mitnehmen - in den Tod: So erklärt der Anwalt die Tat einer Mutter aus Nürnberg, die wegen Mordes an ihrer Tochter vor Gericht steht. Die 43-Jährige hatte ihre 15-jährige Tochter mit einem Fleischermesser erstochen.

Immer wieder brach die Angeklagte am Dienstag vor dem Nürnberger Landgericht in Tränen aus. Gleich zu Beginn des Mordprozesses gestand die 43-jährige Mutter, ihre auf der Couch schlafende 15 Jahre alte Tochter im August vergangenen Jahres mit einem Fleischermesser getötet zu haben. Das Mädchen starb laut Anklage durch einen Stich in die Hauptschlagader.

Die nach eigenen Angaben unter Depressionen leidende Angeklagte versuchte ihre Tat damit zu erklären, dass ihr die finanziellen und persönlichen Probleme über den Kopf gewachsen seien. Nach der Tötung ihrer Tochter habe sie sich selbst töten wollen. "Die Lisa war das Beste, was ich im Leben zustande gebracht habe", sagte sie unter Tränen. "Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und wollte einfach nur, dass es vorbei ist", sagte die aus Rottendorf bei Würzburg stammende Frau, die geschieden ist und zuletzt von "Hartz IV" lebte.

Freiwillig in die Psychiatrie gegangen

Der Versuch der Frau, sich nach der Tat mit einem Messer die Pulsader aufzuschneiden, misslang. Als "Probierschnitte" bezeichnete der medizinische Sachverständige Peter Betz die Verletzungen, weil sie offenbar nicht tiefer in die Haut gingen. Die Angeklagte hatte laut ihrer Aussage schon im Juli an Selbstmord gedacht. Seit Ende Juli begab sie sich deshalb freiwillig in stationäre psychiatrische Behandlung. "Ich hatte Angst, dass irgendetwas passiert, das ich nicht mehr steuern kann", gab sie als Begründung an.

Bereits 2006 hatte sie sich ein Messer in den Bauch gestoßen, war damals aber von ihrem Mann gerettet worden. Den Tattag verbrachte die Frau zu Hause, am Abend hätte sie wieder in der Klinik erscheinen sollen. Bereits am Tag vor der Tat habe sie versucht, ihre Tochter zu erwürgen. Diese habe sie aber abgewehrt. Am nächsten Morgen habe sie dann ein Fleischermesser geholt, es der noch schlafenden Tochter in die Brust gerammt und dort steckengelassen. Dann sei sie noch eine Weile neben ihr sitzengeblieben.

Anwalt: "Klassischer Mitnahmesuizid"

Der Verteidiger geht davon aus, dass seine Mandantin aufgrund der jahrelangen schweren Depressionen zumindest vermindert schuldfähig ist. "Das war ein klassischer Mitnahmesuizid. Sie wollte den Menschen, den sie am meisten liebte, mitnehmen", sagte der Anwalt. Die Angeklagte habe eine schwere Kindheit gehabt, sei sexuell missbraucht worden und habe als einzige Bezugsperson ihre Mutter gehabt, sagte er. Nach deren Tod 2004 hätten dann die psychischen Probleme begonnen.

Der Ex-Mann der Angeklagten und Vater der 15-Jährigen tritt in dem Verfahren als Nebenkläger auf. Er verweigerte am Dienstag die Aussage. Das Urteil in dem Mordprozess wird am 10. Juni erwartet. (ut/ddp)

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