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Prozess: Stephanie kritisiert Staatsanwaltschaft

Einen Tag vor dem Urteil im Stephanie-Prozess hat sich die 14-jährige Dresdner Schülerin noch einmal selbst zu Wort gemeldet und dabei die Anklagebehörde scharf kritisiert.

Berlin - "Ich bin wütend auf die Staatsanwaltschaft, weil sie mich und meine Familie behandelt hat wie das Allerletzte", sagte das Mädchen der "Bild"-Zeitung. Dem angeklagten Mario M. werde sie nie vergeben. "Ich werde ihm nie verzeihen, nie! Ich will ihn nie wieder sehen", fügte Stephanie hinzu.

Die Schülerin war im Januar entführt und fünf Wochen lang brutal missbraucht worden. Am Donnerstag soll vor dem Dresdner Landgericht das Urteil gegen den vorbestraften Sexualstraftäter gesprochen werden. Die Staatsanwaltschaft hatte aus Opferschutzgründen auf eine zweite Befragung des Mädchens verzichtet und so unter anderem lediglich 30 der über 100 Vergewaltigungen angeklagt.

Vor dem Hintergrund des Stephanie-Prozesses forderte der Medienwissenschaftler Jo Groebel eine bessere Medienberatung für Opfer von spektakulären Straftaten. Stephanie habe keine "behutsame" Medienberatung gehabt und sei von ihrer Umgebung in die Öffentlichkeit "gezerrt" worden, sagte Groebel. "Anwälte sind eben nicht immer die besten Medienberater", fügte er hinzu.

"Spiegel-Interview ein journalistischer Sündenfall"

Stephanies Betreuerteam, insbesondere ihr Anwalt Ulrich von Jeinsen, war vor und während des Prozesses in die Kritik geraten. So hatte das Mädchen unter anderem im "Spiegel" und in der ZDF-Sendung "Johannes B. Kerner" ausführlich über sein Martyrium berichtet.

Groebel nannte das "Spiegel"-Interview einen "journalistischen Sündenfall". Ein junges Mädchen in allen Details über seine Vergewaltigungen berichten zu lassen, sei "nicht akzeptabel" und kein sorgsamer Umgang mit einem Kind, erklärte er. Hier sei mehr Zurückhaltung notwendig gewesen. (tso/ddp)

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