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Auf der Anklagebank. Nadja Benaissa am Donnerstag vor Gericht. Foto: dpa

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Prozess: Zeuge: Nadja Benaissa gab Männern die Schuld

Am zweiten Tag Prozesstag gab die HIV-positive Sängerin an, dass die Männer selbst schuld seien, wenn sie nicht auf dem Gebrauch eines Kondoms bestünden.

Darmstadt - Beim Verlassen des Sitzungssaals 3 im Amtsgericht Darmstadt knufft der Frankfurter Musiker den rechten Oberarm der Angeklagten Nadja Benaissa. Sie lächelt ihn kurz an. Ihr Ex-Freund hat an diesem Donnerstag gerade als Zeuge im Prozess gegen die No-Angels-Sängerin wegen gefährlicher Körperverletzung ausgesagt.

Benaissa habe ihn frühzeitig und noch vor Beginn ihrer sexuellen Beziehung über ihre HIV-Infektion aufgeklärt, sagt der 38 Jahre alte Musiker. „Sie ging sehr offen und verantwortungsvoll mit dem Thema um.“ Was ihr Ansteckungsrisiko anging, sei sie ihm aufgeklärt erschienen.

Der angesteckte Nebenkläger hatte ausgesagt, nicht von ihr über ihre Infektion aufgeklärt worden zu sein. Demnach klärte Benaissa zur gleichen Zeit einen Sexualpartner über ihre Infektion auf und einen anderen nicht.

Die Sängerin hatte am Montag zugegeben, nicht verantwortungsvoll mit ihrer HIV-Infektion umgegangen zu sein. Sollte sie jemanden infiziert haben, tue es ihr „von Herzen leid“, sagte sie.

Ein weiterer als Zeuge geladener früherer Sexualpartner, ein Musikproduzent aus Berlin, erscheint nicht vor Gericht. Richter Wacker verlas das Protokoll seiner polizeilichen Vernehmung, wonach Benaissa eine Infektion abstritt, als er sie im Frühjahr 2007 danach gefragt habe. Erst als er bei ihr bestimmte Medikamente entdeckte, habe sie es zugegeben. Er habe gefragt, ob sie mit jemandem ohne Kondom geschlafen habe. Daraufhin habe sie ihm den Nebenkläger und eine Urlaubsbekanntschaft genannt. Auf die Frage, warum sie das getan habe, habe sie zuerst gesagt, sie habe Angst davor, ins Gefängnis zu kommen, und dann, dass die Männer selbst schuld seien, wenn sie nicht auf dem Gebrauch eines Kondoms bestünden.

Das Gericht unter Vorsitz von Richter Wacker beschloss am Donnerstag, den Anklagepunkt, Benaissa habe eine Urlaubsbekanntschaft angesteckt, fallen zu lassen. Auch mehrere geladene Zeugen müssen nun doch nicht aussagen. Nach Benaissas Geständnis sei das hinfällig, erklärt Staatsanwalt Liesenfeld. Er glaubt ebenso wie Benaissas Anwalt Oliver Wallasch, dass auch die übrigen No-Angels- Sängerinnen nicht als Zeuginnen aussagen müssen.

Der Prozess wird am Montag mit einem Zeugen fortgesetzt. ddp

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