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Prozessbeginn: Angeklagter gesteht Sexualmord an Neunjährigem

Mit einem umfassenden Geständnis des Angeklagten hat in München der Prozess um den Mord an dem kleinen Peter begonnen. Der 29-Jährige hatte die Freundschaft zur Familie des Jungen für seine Tat missbraucht.

München - Er habe den kleinen Peter zu sich gelockt, missbraucht und mit einer Plastiktüte erstickt, sagte der 29-jährige Wiederholungstäter am Mittwoch vor dem Landgericht München I. Später habe er sich an der Leiche vergangen und sie in einen Müllcontainer geworfen. Es sei seine «alleinige Verantwortung, dass der Peter tot ist.» «Die Eltern konnten in keinster Weise etwas dafür», sagte der Mann, der mit der Familie befreundet war. Sie hätten ihm vertraut. Der Angeklagte hat zuvor neuneinhalb Jahre hinter Gittern verbracht, weil er als Heranwachsender einen Ministranten umgebracht und ein anderes Kind sexuell missbraucht hat. Er war nicht einmal ein Jahr auf freiem Fuß.

Nach seiner Haftentlassung habe er bereits die Fantasie gehabt, ein Kind zu vergewaltigen und zu töten, sagte der 29-Jährige, dem die Anklage Mord sowie schweren sexuellen Missbrauch von Kindern und sexuelle Nötigung vorwirft. Im Gefängnis hatte er mit Peters Vater zeitweise die Zelle geteilt und sich angefreundet, nach der Entlassung ging er bei Peters Familie ein und aus. Er habe im Verlauf der Freundschaft auch die Mutter über seine Vergangenheit informiert.

Die Fantasie, Peter zu vergewaltigen und zu töten, sei dann immer stärker geworden, gestand der gebürtige Regensburger vor Gericht. Die Vorstellung, den Jungen zu erwürgen oder zu erdrosseln, habe ihm zusätzlich Lust bereitet. Der 29-Jährige bestätigte damit die Anklage von Staatsanwalt Martin Kronester fast in allen Einzelheiten.

Etwa sechs bis acht Wochen vor der Tat hätten die Fantasien zugenommen, er habe konkrete Vorbereitungen getroffen. Unter anderem kaufte er Müllsäcke, um Peters Leiche später darin zu verstecken. Handschellen hatte er bereits zuvor besorgt, sie waren «nicht konkret für Peter gedacht, sondern für fremde Kinder». Eine Schnur, mit der er die Plastiktüte an Peters Kopf zuschnürte, hatte er an seiner letzten Arbeitsstelle auf dem Bau gestohlen - «um ein Kind fesseln zu können».

Am 17. Februar lauerte der Mann dem Jungen auf dem Heimweg nach der Schule auf. Seine Mutter sei nicht zu Hause, erklärte er dem arglosen Kind und lockte es so in sein Zimmer in einer Sozialunterkunft. Dort entkleidete er den Jungen teilweise, um ihn zu vergewaltigen. Als Peter jedoch immer heftiger weinte, ließ er von ihm ab. Peter sei schüchtern gewesen, deshalb habe er mit so viel Widerstand nicht gerechnet, sagte der Angeklagte vor Gericht. «Ich habe gedacht, Peter lässt es über sich ergehen.»

Er habe versucht, den Jungen zu erwürgen, dies jedoch nicht geschafft. Deshalb habe er dem Kind gesagt, es müsse eine Plastiktüte über den Kopf ziehen, damit es seinen Eltern nicht sagen könne, wo er wohne. Mit der Tüte habe er das Kind erstickt und die Leiche dann im Schrank versteckt.

Die verzweifelten Eltern hatten zu diesem Zeitpunkt bereits mehrfach versucht, den Angeklagten zu erreichen. Zum Schein beteiligte er sich an der Suche nach dem Kind. Nach seiner Rückkehr in seine Unterkunft in der Nacht verging er sich an der Leiche, die er dann in Mülltüten verpackte und in einem Container unter anderen Müllsäcken versteckte. Am nächsten Morgen stand bereits die Polizei vor seiner Zimmertüre, seitdem sitzt der mutmaßliche Täter in Untersuchungshaft.

Der Mann hatte bereits im Oktober 1994 in Regensburg einen elfjährigen Jungen mit 70 Messerstichen getötet, als 16-Jähriger hatte er erstmals ein Kind missbraucht. Er wurde deshalb zu einer neuneinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt, die er vollständig absaß. Obwohl er Auflagen nicht einhielt und Therapiesitzungen schwänzte, habe es keine Möglichkeit zu schärferen Sanktionen gegeben, hieß es bei den Behörden.

Für den Prozess sind acht Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil soll am 23. Dezember gesprochen werden. (tso/dpa)

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