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Panorama: Queen Mum: Aufrecht - und ein klein wenig bleich

Sie war etwas zerbrechlicher und etwas bleicher, aber sonst war es für die Königinmutter "same proceedure as every year". "Danke, mir geht es viel besser", lächelte die 101-Jährige wie gewohnt liebenswürdig, als sich die Gratulanten vor ihrem Palast nach dem Befinden erkundigten.

Sie war etwas zerbrechlicher und etwas bleicher, aber sonst war es für die Königinmutter "same proceedure as every year". "Danke, mir geht es viel besser", lächelte die 101-Jährige wie gewohnt liebenswürdig, als sich die Gratulanten vor ihrem Palast nach dem Befinden erkundigten. Mit ihrem eisernen Pflichtbewusstsein unterzog sich die "Queen Mum" nur 48 Stunden nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus der neuen Strapaze. Sie wollte ihre Fans nicht enttäuschen, die teilweise die ganze Nacht vor dem Clarence House verbracht hatten.

Kurzer Schwächeanfall

Freilich ist die Geburtstagsfeier für Elizabeth ein womöglich stärkeres Tonikum als die Bluttransfusion, die sie wegen Erschöpfung und Anämie diese Woche im Krankenhaus bekam. Sie genießt sichtlich den Jubel und die Zuneigung, die ihr wie keinem anderen Mitglied des Königshauses stets zuteil wurden. Und nach dem so blendend überstandenen medizinischen Eingriff schmetterte die Gardekapelle diesmal noch besonders nachdrücklich. In Zwölferreihen sang die Menschenmenge vor ihrem Stadtschloss das Geburtstagsständchen mit vollem Herzen und voller Brust mit: "Happy Birthday to You".

Nur kurz verlor die alte Dame ihr Gleichgewicht und fand bei diesem kleinen Schwächeanfall an dem Sessel halt, der vorsorglich hinter ihr stand. Setzen wollte sie sich allerdings nicht und stand mit ihren 158 Zentimetern die Zeremonie durch. Dann bestieg sie für das "Bad in der Menge" den elektrisch getriebenen Golfwagen, der in den Farben ihres Rennstalls lackiert ist. Wie bei einem Kindergeburtstag wiegten sich Luftballons an dem Gestänge. Im Schneckentempo fuhr die "Queen Mum" an dem Menschenspalier vorbei und die Hofdamen wünschten sich, dass sie tausend Hände hätten, um mit den Blumensträußen und Glückwunschkarten fertig zu werden.

Die Königinmutter in dem türkisblauen Sommerkleid und gleichfarbigen Hut plauderte und lächelte, als ob sie lauter alte Bekannte traf. Viele Zaungäste sind dies auch, wie Richard Vermont, der wie jedes Jahr vom fernen Shropshire angereist kam. Mit seinen 74 Jahren ist er geradezu ein Jüngling gemessen an der Jubilarin, aber seine Meinung wird wohl von allen Generationen geteilt: "Sie ist so nett und liebenswürdig und ein Symbol der Monarchie, an dem sich die jüngeren Mitglieder des Königshauses ein Beispiel nehmen sollten." Begeistert ob der schnellen Genesung ihres Idols drängte sich auch die 53-jährige Jennifer Hawkins an die Palasttore. Sie hatte seit zehn Uhr am Donnerstagmorgen vor Clarence House ausgeharrt. "Ich will ein Foto machen - von so vielen Mitgliedern der Königsfamilie wie möglich", sagte sie. "Deshalb bin ich so früh gekommen."

Eine dreiviertel Stunde schnüffelte Queen Mums fetter Lieblings-Corgi missvergnügt am Palasttor, bevor seine Herrin vom Ausflug zu den Untertanen zurückkam. Zwischendurch erfrischte sie sich mit einem Glas Champagner. Es war eine Kostprobe der riesigen Flasche, die ihr alljährlich von der "Gilde der Toastmaster" geschenkt wird. Während nach und nach die Verwandtschaft zum Festessen eintraf, brach wieder der gewohnte Geburtstagskrach aus: Im Hydepark und im Tower donnerte die Artillerie für den Königlichen Salut aus allen Rohren.

Queen Mum, die mit bürgerlichem Namen Elizabeth Angela Marguerite Bowes-Lyon heißt, wurde am 4. August 1900 als Kind eines schottischen Grafen geboren. Sie heiratete 1923 Albert, Herzog von York, den zweiten Sohn von König George V. Als Alberts Bruder Edward VIII. im Dezember 1936 aus Liebe zu der geschiedenen US-Bürgerin Wallis Simpson auf den Thron verzichtete, musste der schüchterne Albert die Thronfolge antreten. Er wurde als George VI. König, seine Frau hieß künftig Königin Elizabeth. Während des Zweiten Weltkriegs weigerte sich die Monarchin demonstrativ, mit ihren Töchtern Elizabeth und Margaret das Land zu verlassen. Diese Standhaftigkeit sichert ihr bis heute die Bewunderung ihres Volkes.

Charles zeigt sich ebenfalls fit

Ihr Lieblingsenkel Prinz Charles konnte in punkto Tapferkeit und Selbstdisziplin natürlich nicht hinter seiner Großmutter zurückstehen. Er entließ sich aus dem Krankenhaus in Gloucester, wo er wegen Prellungen und einer Gehirnerschütterung nach einem Sturz vom Pferd beobachtet wurde und kam zur Geburtstagsfeier nach London. "Danke, ich lebe noch", rief er gut gelaunt und fit den Fotografen zu.

Diese Bemerkung hätte wohl besser von Prinzessin Margaret kommen sollen. Die jüngere Tochter Elizabeths leidet sichtlich unter den Folgen ihres Schlaganfalls und wurde im Rollstuhl zum Familienfoto vor dem Palast geschoben. Die Queen wünschte sich für ihre Mutter "nichts besseres als einige Tage Ruhe".

Aber davon hält die umtriebige Königinmutter nichts. Kaum ist die Geburtstagsfeier vorbei, bricht sie zu der anstrengenden Reise in ihr abgelegenes schottisches Sommerschloss auf.

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