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Panorama: Rauchfreie Zone

Italiens Regierung hat dem Glimmstengel den Krieg erklärt: Ab 1. Januar 2004 ist das Qualmen in allen öffentlichen Räumen verboten

Girolamo Sirchia hasst den Rauch von Zigaretten. Als der Mediziner im Sommer letzten Jahres Italiens neuer Gesundheitsminister wurde, erklärte er dem Rauchen unverzüglich den Krieg. Tabakunternehmer und Raucher blieben aber gelassen. Sie wussten ja, dass der italienische Staat das Tabakmonopol besitzt und sich mit einem radikalen Anti-Zigarettengesetz sicherlich finanziell nicht in das eigene Fleisch schneiden wird.

Sie irrten sich. Jetzt hat sich der Senat mit dem unglaublich scharfen Gesetzesprojekt von Sirchia gegen das Rauchen ausgesprochen. Für 13 Millionen Anhänger der Glimmstengel zwischen Bozen und Palermo werden bald schon harte Zeiten anbrechen. Ab 1.Januar 2004 ist das Paffen in sämtlichen öffentlichen Räumlichkeiten strikt untersagt.

Das bedeutet, dass das Rauchen nicht nur in Ämtern untersagt wird, sondern auch in Pizzerien und Restaurants, in Bahnhöfen und in Kaffeebars. Die lässig gerauchte Zigarette, cool am Tresen stehend und dabei einen Cappuccino schlürfend, wird es dann nicht mehr geben. Auch in Krankenhäusern und Gefängnissen wird das Rauchen verboten. Es wird einzig und allein in der Entscheidungsgewalt der einzelnen Gefängnisdirektoren liegen, ob für Zigarettenfreunde Raucherecken eingerichtet werden oder aber nicht. Sämtliche Lokale, von der Weinbar bis zum Spitzenrestaurant, müssen Raucherzimmer einrichten, die mit adäquaten Rauchabzugsanlagen ausgestattet sein müssen. Die bisher üblichen Raucherecken in Restaurants reichen Minister Sirchia nicht aus.

Raucher, die sich nicht an das neue Gesetz halten und dabei erwischt werden, müssen tief in ihre Geldbörsen greifen. Zwischen 25 und 250 Euro müssen gezahlt werden. Besitzer von Lokalen, die in ihren Räumen das Rauchen erlauben, haben bis zu 2000 Euro Strafe zu zahlen. Das strenge Gesetze des militanten Anti-Rauchers Sirchia sieht auch die Bereitstellung von Rauch-Sheriffs vor. Im Frühjahr soll eine Spezialeinheit der Polizei geschaffen werden, die illegalen Rauchern in öffentlichen Gebäuden auf die Schliche kommen soll. Sichtlich zufrieden über die Annahme seines Gesetzesvorschlages sorgt der Minister noch für eine weitere schlimme Überraschung. „Dies wird nur der Anfang meines Krieges gegen die Tabaklobby sein, verkündet Sirchia und lässt durchblicken, dass die Steuern auf die begehrten Glimmstengel bald schon drastisch erhöht werden könnten. Mit gezielten Aufklärungskampagnen sollen vor allem die jungen Italiener vor den gesundheitlichen Folgen des Rauchens gewarnt werden. Keine schlechte Idee, denn in Italien rauchen einer Untersuchung des Gesundheitsministeriums zufolge vor allem Personen zwischen 25 und 34 Jahren.

Thomas Migge[Rom]

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