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Panorama: Rauchschwaden über Moskau

Waldbrände lösen in Russland eine Umweltkatastrophe aus

Von Elke Windisch, Moskau

Moskau und das Umland der Zwölf-Millionen-Metropole erleben in diesen Tagen die größte Umweltkatastrophe seit Menschengedenken. Grund dafür sind Wald- und Torfbrände, die inzwischen auf über 600 Hektar wüten. Allein in den letzten zwei Tagen erhöhte sich die Anzahl der akuten Brandherde um 200 und beläuft sich gegenwärtig auf rund 900. Neben Einheiten des Ministeriums für Katastrophenschutz, die versuchen, die Flammen per Flugzeug zu löschen, stehen der Feuerwehr inzwischen 2500 Soldaten der Armee und 1000 Mann aus den Truppen des Innenministeriums zur Seite. Boris Gromow, der Gouverneur des Moskauer Gebietes, wo bereits in 22 Landkreisen der Ausnahmezustand verhängt wurde, wandte sich jetzt sogar an die russische Regierung und den Inlandsgeheimdienst FSB.

Rauch und Brandgase verursachten in Moskau schon Ende Juli für mehrere Tage Smog. Tagelang stand die Sonne damals nur als kleiner dunkelroter Ball am bleigrauen Himmel. Doch das war nichts im Vergleich zu dem, was die Stadt momentan durchmacht: Schon in 150 Metern Entfernung verhüllt blaugrauer Rauch die Kremltürme. Frauen tragen wieder Kopftücher und halten sich die angefeuchteten Zipfel zum Schutz vor Mund und Nase.

Der Inland-Flughafen Domodedowo machte gestern früh dicht. Sogar über dem bisher ökologisch unbedenklichen Nordwesten liegt ein Rauchschleier und die Schadstoffbelastung um das Doppelte über der Norm. Im Zentrum, wo die Autos auch tagsüber mit Scheinwerfern fahren, sogar um das Vierfache. Viele Schulen haben geschlossen. Der Stab für Zivilverteidigung rief die Moskauer zwar Mittwochabend auf, nicht in Panik zu verfallen, warnte gestern jedoch sogar Gesunde vor längerem Aufenthalt im Freien. Fenster dicht verrammeln, die Böden nass aufwischen, möglichst mit verdünnter Zitronensäure, mit der auch Mullbinden für Mund und Nase getränkt werden sollen. So die von Medien als Spitzenmeldung verbreiteten Ratschläge der Notfallmediziner, die Asthma- und Lungenkranke im Dutzend einsammeln. Mit Entwarnung ist frühestens in drei bis vier Tagen zu rechnen, Pessimisten im hiesigen Wetterdienst meinen sogar, erst Ende kommender Woche.

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