zum Hauptinhalt

Raumfahrt: Erste Operation in der Schwerelosigkeit erfolgreich

Der spektakuläre Eingriff an Bord einen speziell ausgerüstetes Airbus-Flugzeugs sei "ohne besondere Schwierigkeiten verlaufen", berichtete Medizinprofessor Dominique Martin von der Universitätsklinik Bordeaux.

Bordeaux - Die weltweit erste Operation in der Schwerelosigkeit ist gelungen. "Nun wissen wir, dass sich ein menschliches Wesen im Weltraum ohne allzu viele Schwierigkeiten opererieren lassen kann." Der Test soll Wege für Not-Operationen im Weltraum etwa an Bord der Internationalen Raumstation ISS aufzeigen, aber auch an entlegenen Stellen auf der Erde. Im nächsten Jahr wollen die Wissenschaftler eine ferngesteuerte Operation in der Schwerelosigkeit mit Hilfe eines Roboters vornehmen.

Während des dreistündigen Fluges am Mittwoch herrschte insgesamt 32 Mal für jeweils knapp 20 Sekunden Schwerelosigkeit in der Spezial-Kabine des Airbus A300. Die eigentliche Operation "sei innerhalb von zehn Minuten" über die Bühne gegangen, berichtete Martin. "Hätten wir zwei ununterbrochene Stunden Schwerlosigkeit gehabt, so hätten wir eine Blinddarm-Entzündung operieren können."

Geschwulst am Unterarm entfernt

Bei der Weltpremiere war Martin gemeinsam mit zwei weiteren Chirurgen und zwei Narkoseärzten im Einsatz. Konkret wurde dem 46-jährigen Freiwilligen Philippe Sanchot eine kleine Fettgeschwulst am Unterarm entfernt. Die Mediziner waren ebenso wie der Patient, der Operationsblock und das besonders kleine Operationsbesteck festgeschnallt. Eigens für das Arbeiten im schwerelosen Raum wurde auch eine besondere Narkosetechnik entwickelt.

"Wir wollten keine technische Herausforderung meistern, sondern einen Machbarkeitstest realisieren", betonte der Mediziner. "Wir haben uns in eine echte Situation begeben, um unter Weltall-Bedigungen zu operieren." Das Flugzeug war am Morgen vom Flughafen Bordeaux-Mérignac zum dreistündigen Forschungsflug gestartet. Die Maschine, die auch eine Reihe Fallschirmjäger an Bord hatte, ist für Parabelflüge ausgerichtet. Dabei stürzt sie mehrfach aus großer Höhe wie im freien Fall nach unten; während dieser Zeit herrscht an Bord jeweils 20 bis 22 Sekunden lang Schwerelosigkeit.

In künftigen Experimenten wollen Martin und sein Team einen Operationsblock mit Roboter in einem Raumschiff installieren, der von einer Bodenstation aus gesteuert wird. Das Projekt stößt bei der Europäischen Weltraumagentur ESA auf Begeisterung; es soll auch zu den buchstäblich hochfliegenden Plänen beisteuern, in 15 Jahren eine Station auf dem Mond einzurichten und dereinst sogar eine bemannte Langstrecken-Mission zu Mars zu starten. Auf der Erde könnten ferngesteuerte Operationen dort helfen, wo Extrembedingungen herrschen, etwa bei Nordpol-Expeditionen oder verschütteten Erdbebenopfern. (tso/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false