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Panorama: Raumfahrt: Umwelt im All

Nicht nur die drückende Schwüle im Dschungel von Kourou setzte den europäischen Raumfahrtmanagern und -technikern bis zur letzten Sekunde zu. Nervös und angespannt kontrollierten sie die technischen Daten, die Computer ausgespuckt hatten, warfen noch einen Blick auf die Informationswand im Kontrollzentrum und prüften einmal mehr die jüngsten Wettervorhersagen.

Nicht nur die drückende Schwüle im Dschungel von Kourou setzte den europäischen Raumfahrtmanagern und -technikern bis zur letzten Sekunde zu. Nervös und angespannt kontrollierten sie die technischen Daten, die Computer ausgespuckt hatten, warfen noch einen Blick auf die Informationswand im Kontrollzentrum und prüften einmal mehr die jüngsten Wettervorhersagen. Würde der Start des größten und teuersten Satelliten, den Europa je gebaut hatte, klappen? Etwa eine Stunde vor Mitternacht brach dann in Französisch-Guyana Jubel aus - entspannte Gesichter, Bravo-Rufe. Die Umweltstation "Envisat" war von der europäischen Ariane-5-Rakete problemlos ausgesetzt worden. Und in Europas Raumfahrt kann eine wichtige Ära der Erdbeobachtung beginnen.

Allen war klar, dass dies ein heikler Start sein würde. Um Monate war der Tag hinausgeschoben worden, auf den Tausende von Mitarbeitern in 14 Ländern ein Jahrzehnt lang hingearbeitet hatten. Nach der Panne einer Ariane-5-Oberstufe im Juli 2001 konnte dieses "Arbeitstier" der europäischen Raumfahrt erst jetzt wieder Zuverlässigkeit beweisen - und das ausgerechnet mit seiner bislang schwersten Fracht, dem acht Tonnen schweren und zehn Meter hohen "Dinosaurier-Satelliten". 2,3 Milliarden Euro teuer sollte der Omnibus-große "Envisat" auf die Minute genau in eine außergewöhnliche nördliche Polar-Umlaufbahn bugsiert werden.

"Wir hatten uns wirklich Zeit gelassen, damit nach der Panne vom Juli 2001 alles sicher ist", erläuterte Jean-Marie Luton, Chef der Raketenbetriebsgesellschaft Arianespace. So wie im Bilderbuch sollte das Großprojekt der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) mit einem Nachtstart in den nur leicht bewölkten Himmel über dem europäischen Weltraumbahnhof gehievt werden. Dafür war die Zündung des Triebwerks der Ariane-Oberstufe zehn Mal getestet worden - so viel Aufwand gab es noch nie. Aber es ging auch um viel. Bestückt mit der Rekordzahl von zehn Instrumenten und Sensoren kann das technische Meisterwerk Europas aus seiner polaren Umlaufbahn heraus jetzt jeden Winkel der bedrohten Erde unter allen denkbaren Umweltaspekten untersuchen.

Hartmut Graßl, Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg brachte es auf den Punkt: "Was den Umweltgedanken angeht, da sind wir Europäer derzeit weltweit die Meinungsführer. Wir müssen jedoch auch die führenden Umwelt-Instrumente haben."

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