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Exemplarisches Böllern in Unterfranken. Den Flüchtlingen in der städtischen Einrichtung soll gezeigt werden, wie geböllert wird. Dazu möchte die Stadt mit den Flüchtlingen Raketen steigen lassen.

© dpa

Reichenberg in Unterfranken: Flüchtlinge vorsichtig auf Silvester-Knallerei vorbereitet

Ein Böller und eine Rakete - das wurde aus dem geplanten "Reichenberger Lichterzauber" in der dortigen Flüchtlingsunterkunft. Hier ist man nun immerhin auf den Silvesterbrauch eingestimmt worden.

Die Ankündigung der Stadt Reichenberg in Unterfranken, eine Art Probe-Böllern mit Flüchtlingen zu veranstalten, hatte bundesweites mediales Interesse auf sich gezogen. Nachdem die Stadt ein üppiges öffentliches Fest mit dem Namen "Reichenberger Lichterzauber" geplant hatte, führte der mediale Rummel dazu, dass Bürgermeister Stefan Hemmerich am Dienstag lediglich eine Rakete und einen Böller unter Ausschluss der Presse in der Flüchtlingsunterkunft anzündete. Aus dem "Lichterzauber" wurde eine "Informationsveranstaltung". Die Flüchtlinge sollten so auf die Geschehnisse in der Silvesternacht vorbereitet werden.

Beim Anzünden der Rakete wurde der Bürgermeister von etwa 50 interessierten Afghanen und Syrern umringt. Aus der Stadt waren geschätzt zehn "Zaungäste" gekommen - interessierte Bürger, die das Mini-Feuerwerk von außen beobachteten. Der befürchtete Presse-Ansturm blieb aus: Lediglich die lokalen Tageszeitungen und der Bayrische Rundfunk waren vor Ort und verfolgten, wie der Bürgermeister den Flüchtlingen den sicheren Umgang mit Feuerwerkskörpern erläuterte. "Wir können nun beruhigt in die Silvesternacht starten", sagte er dem Tagesspiegel am Mittwoch. Solche Veranstaltungen zur Vorbereitung auf Silvester sind in Flüchtlingsunterkünften nichts ungewöhnliches und fanden auch in Berlin statt.

Die Ausführungen des Reichenberger Bürgermeisters wurden in zwei Sprachen übersetzt. Dazu wurden Info-Flyer verteilt. "Ein Feuerwerk am 31.12.2015 ab Mitternacht ist normal und ungefährlich, zur Begrüßung des neuen Jahrs werden laute Knaller und bunte Feuerwerkskörper am Boden gezündet oder in den Himmel geschossen", heißt es in dem Zettel, der in vier weiteren Sprachen gedruckt wurde. "Es kann auch vereinzelt zu Unfällen z. B. durch Knaller oder Alkoholkonsum am Steuer kommen und man hört evtl. vermehrt Feuerwehrwagen/Krankenwagen", erklärt der Flyer weiter. Zudem wurden Ohrstöpsel verteilt.

Von den Flüchtlingen wurde die Kurzveranstaltung, die insgesamt nicht länger als 20 Minuten dauerte, gut angenommen. Viele wollen Silvester mitfeiern und zum Marktplatz kommen, wo sich viele Menschen versammelt werden. Im Gegensatz zu Nordrhein-Westfalen ist das Böllern auf dem Gelände der Flüchtlingsunterkunft in Reichenberg erlaubt. Für viele Flüchtlinge seien Silvesterknaller natürlich nichts neues, berichtet Bürgermeister Hemmerich weiter. Einige hätten mit Christen zusammengelebt und seien daher mit dem Silvester-Brauchtum vertraut. Anderen seien Feuerwerkskörper ebenfalls nicht fremd gewesen - man habe in Afghanistan selbstverständlich auch Böller und Raketen gehabt.

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