zum Hauptinhalt

Tunesien: Der Sommer steht in den Sternen

Tunesienurlaub: Kostenfreie Umbuchung vorerst nur für Reisen bis Mitte April möglich.

Sonnige Winterferien auf Djerba, günstiger Sommerurlaub am Strand von Monastir? Große Verunsicherung herrscht bei Touristen, die eine Reise ins krisengeschüttelte Tunesien geplant oder gar bereits gebucht haben. Zwar sind sich die deutschen Reiseveranstalter über ihr Vorgehen in den kommenden Wochen einig, doch wie es mit dem Tourismus vor allem in Hinsicht auf den Sommer 2011 weitergehen soll, ist noch völlig unklar.

Die deutschen Reiseveranstalter setzen ihre Programme für Tunesien vorerst weiter aus. „Bevor sich die Sicherheitslage in Tunesien nicht stabilisiert hat, wird Tui keine Reisen dorthin anbieten. Maßgeblich für unsere Entscheidung wird die Einschätzung des Auswärtigen Amtes sein“, betont Ulrich Heuer, Leiter des Tui-Krisenstabs. Bis Redaktionsschluss hatte das Auswärtige Amt seine Reisewarnung für Tunesien nicht zurückgenommen.

Zunächst bis zum 15. Februar seien alle Abflüge in das nordafrikanische Land gestrichen, sagt Tui-Sprecher Mario Köpers. Außerdem können Tunesienurlauber mit Abflügen bis zum 14. April – und damit bis kurz vor den stark gebuchten Osterferien – kostenlos umbuchen. Als alternative Ziele sind zum Beispiel die Kanarischen Inseln, die Türkei, Ägypten und Marokko denkbar.

Die in Köln ansässige Rewe-Pauschaltouristik mit den Veranstaltermarken ITS, Jahn Reisen und Tjaereborg gibt die gleichen Fristen für Reiseabsagen und Umbuchungen bekannt. Auch Alltours in Duisburg hat alle Abreisen nach Tunesien bis einschließlich 15. Februar storniert und erlaubt kostenfreie Umbuchungen für Abreisen bis einschließlich 14. April. Der Thomas-Cook-Konzern (Neckermann Reisen, Thomas Cook Reisen, Bucher Last Minute und Air Marin) hat zunächst nur bis 31. Januar Abflüge nach Tunesien storniert, ermöglicht jedoch wie die Mitbewerber kostenlose Umbuchungen für Reisen bis 14. April.

Interessant: Wer trotz der Situation versucht, für Anfang Februar eine Pauschalreise nach Tunesien online zu buchen, bekommt nicht etwa einen Hinweis zur Lage im Land, sondern (zum Beispiel auf expedia.de) die Nachricht: „Die von Ihnen ausgewählte Reise ist leider bereits ausgebucht. Bitte versuchen Sie es mit einem anderen Angebot.“

Viele, die ihren Osterurlaub in Tunesien verbringen wollten, werden sich nun fragen, ob sie auf ein anderes, mutmaßlich teureres Ziel umbuchen sollen. „Was Ostern ist, weiß noch keiner“, sagt Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverband (DRV). Auch für den Sommer sei die Perspektive noch unklar. Urlauber mit Buchungen für Juli sollten in Ruhe abwarten. Bisher lassen die Anbieter für bereits gebuchten Sommerurlaub auch keine kostenlosen Umbuchungen zu. Wichtig sei zunächst, dass Tunesien möglichst schnell zur Normalität zurückkehrt, sagt Christian Weßels von der Rewe-Touristik. Die Buchungszahlen für das Land brächen bereits ein.

Genaue Angaben, wie viele Bundesbürger jetzt noch in Tunesien sind, hat auch die Bundesregierung nicht. Nach Schätzungen des Sprechers im Auswärtigen Amt (AA) sind es „zwischen 500 und etwa 1000 Menschen“. Darunter seien auch Deutsche, deren erster Wohnsitz in Tunesien sei. Die Behörde rät weiterhin von Reisen nach Tunesien ab. Die Lufthansa hingegen hat den Verkehr nach Tunis bei Tagesflügen bereits wieder aufgenommen. Nachtflüge bleiben vorerst gestrichen.

Dass Tunesien aufgrund der Unruhen grundsätzlich ein Imageproblem bekommt, erwartet die deutsche Reiseindustrie allerdings nicht. DRV-Sprecher Schäfer verweist auf das Beispiel Thailand: Dort sei die Zahl deutscher Touristen im vergangenen Jahr trotz der Krawalle in Bangkok im April und Mai 2010 sogar gestiegen. Wenn es einer neuen Führung gelinge, die Lage zu stabilisieren, bleibe Tunesien als ein Land mit einem „sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis“ interessant für viele, die am Mittelmeer in der Sonne Urlaub machen wollen, erklärt Thomas- Cook-Sprecher Mathias Brandes. Tui- Sprecher Köpers geht davon aus, dass das Land noch einige Monate brauche, um bei den Besucherzahlen wieder das Niveau der Zeit vor der Krise zu erreichen.

Touristen, die wegen der Unruhen vorzeitig nach Hause geflogen sind, können darauf hoffen, Geld für die nicht im Land verbrachten Tage zurückzubekommen. Solche Reisende müssten nur Tage bezahlen, die sie tatsächlich in Tunesien verbracht haben, erklärt Sabine Fischer-Volk von der Verbraucherzentrale Brandenburg in Potsdam. Wer jedoch bereits Tunesien für den Sommer gebucht habe, müsse sich sein Vorgehen nun gut überlegen, sagt die Reiserechtsexpertin. Da die Fristen für kostenfreie Umbuchungen bei den meisten Veranstaltern zunächst nur bis Mitte April gelten, müsse mit Zusatzkosten rechnen, wer bei einem Reisetermin jenseits der Frist auf ein anderes Ziel umschwenke.

Zur Startseite