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Air Berlin: Bruchlandung in der Kabine

Das war eine richtig fette Bruchlandung, die da unlängst zwei Flugbegleiter zwischen Barcelona und Berlin hingelegt haben.

Sie blamierten nicht nur ihre Airline (die Berlin im Namen führt und gern mit der Bezeichnung „zweitgrößte Fluggesellschaft Deutschlands“ wirbt) aufs Ärgste, sondern gleichzeitig irgendwie auch Berlin.

Die unangenehme Geschichte bahnt sich am Flugsteig in Barcelona an. Den wartenden Passagieren ist bereits mitgeteilt worden, die Maschine des Fluges AB 8793 werde nicht planmäßig eintreffen und demnach auch nicht wie vorgesehen um 17 Uhr 50 in Richtung Berlin starten können. Die meisten Gäste nehmen es gelassen, nach dem Motto: „Det kenn’ wa ja schon.“ Lediglich einige ausländische Touristen werden etwas unruhig. Sie wollen von Barcelona über Berlin nach Göteborg, Oslo oder Helsinki weiterreisen. Normalerweise wirklich gute Verbindungen: Landung in Tegel um 20 Uhr 10, Anschluss um 21 Uhr 25 beziehungsweise 21 Uhr 30. Normalerweise.

An diesem Tag werden in Barcelona aus den zunächst angesagten 50 Minuten Verspätung letztlich 85 Minuten bis zum Start. Die Transferpassagiere fragen jetzt nach: Bekommen wir noch unsere Anschlussflüge in Berlin? Vom spanischen Personal am Flugsteig werden die besorgt Nachfragenden unwirsch abgebürstet. Auch das kennt man schon.

Schließlich an Bord. Start 19 Uhr 15. Das ältere schwedische Paar in Reihe 9 ist beunruhigt. Schließlich fragt der Mann den jungen Flugbegleiter auf Englisch: „Do we get our plane to Gothenburg?“ Man sieht den Steward förmlich denken. Schließlich fragt er nach: „Wooo wollen Sie hin?“ Das wiederum malt dem Schweden ein Fragezeichen aufs Gesicht. Nun greift der Berliner auf Sitz 9 c ein. „Die beiden müssen nach Göteborg.“ „Ach so, warum sagt er das nicht?“ Klar, von einem Flugbegleiter darf man nicht erwarten, dass er die englischen Bezeichnungen der Zielorte aus dem Flugplan seines Unternehmens kennt.

Sei’s drum. Schließlich zieht der junge Mann mit einer Kopie des Flugplans der Schweden davon, verspricht, sich im Cockpit nach der Situation zu erkundigen. So weit, so gut, so normal. Etwa 30 Minuten später. „Der Kapitän weiß auch nichts. Bitte fragen Sie nach der Landung unser Bodenpersonal.“ Der Schwede ist etwas irritiert, der Berliner auf Sitz 9 c beginnt derweil zu köcheln. Er ahnt, was kommt. „Was bedeutet das, der Kapitän weiß nichts?“, fragt der Schwede höflich nach. „Nun, wir sind in der Luft, da wissen wir nicht, was auf dem Boden los ist.“ Sein eher bescheidenes Englisch hätte man dem Flugbegleiter noch verzeihen können. Doch der arrogante Tonfall verstimmt den ausländischen Gast sichtlich, gleichwohl bewahrt der die Contenance.

9 c hingegen wird es jetzt zu bunt. „Warum erzählen Sie dem Mann so einen Quatsch? Das Cockpit steht doch in ständigem Kontakt mit Ihrem Flugdienst in Tegel. Die Kollegen wissen bestimmt, ob die Anschlussflüge zu schaffen sind oder nicht.“ Dieser Ausbruch ruft die verantwortliche Flugbegleiterin auf den Plan.

„Der Kapitän bekommt keine Auskunft vom Boden“, lautet die schon verdächtig schrill vorgetragene Einlassung der Kabinenchefin. Wie bitte? Kaum vorstellbar, dass sich ein Flight Operations Manager in Tegel weigert, einem Kapitän den Stand der Dinge zu berichten. „Vielleicht sollte er hartnäckiger nachfragen. Hier sitzen Menschen, die sich Sorgen machen“, zürnt 9 c. Jetzt wird der Ton der Frau spitzer als ein Eispickel: „Vielleicht hat der Kapitän noch etwas anderes zu tun?“ Patzig hinterhergeschoben: „Außerdem kann er nichts für die Verspätung.“ Passagier 9 c macht sich Notizen, die Schweden legen Gelassenheit an den Tag, sagen nur: „Das ist aber schlechter Service.“

Landung in Tegel um 21 Uhr 30. Per Ansage wünscht das Kabinenpersonal „einen guten Heimweg beziehungsweise eine angenehme Weiterreise“. Keine Silbe zu eventuellen Anschlussflügen. Als bereits alle Passagiere aufgestanden sind und das übliche Chaos eingesetzt hat: „Die Fluggäste, gebucht nach Göteborg, bitte mal nach vorne kommen.“ Doch Glück?

Erwartungsfroh schlagen sich die beiden von Reihe 9 aus nach vorne durch. Am Gepäckband schließlich trifft 9 c sie wieder. „Klappt es noch?“ „Nein, leider“, sagt der alte Schwede genervt, während das Mädel vom Bodenpersonal seiner Frau gegenüber lautstark beteuert: „Aber natürlich wusste der Kapitän Bescheid!“

Wie lautet ein Werbeslogan dieser Airline? Erste Wahl für Emotionen! So gesehen war der Flug ja ein voller Erfolg.

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